ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Liebesgeschichte
Vorlage: Liebesgeschichte (Roman)
Dramaturgie: Manfred Hess
Technische Realisierung: Angela Raymond, Johanna Fegert
Regieassistenz: Christof Schwab
Regie: Björn SC Deigner
Der sympathische Herr mit ehrbarem Beruf entpuppt
sich plötzlich als Monster. Der wäre ja immer schon
etwas eigen gewesen und man habe immer mal wieder
so ein komisches Gefühle gehabt, meinen dann seine
Nachbarn, wenn die Perversität endlich ans Licht kommt.
Oder vielleicht haben sie einfach nur weggeschaut, im
Dorf, im Städtchen, in der Metropole? Und die Psychologie
und Psychiatrie – sie versucht, wissenschaftlicher
Heuristik verpflichtet, nachher einen Grund in der Form
einer Fallgeschichte zu ergründen, einen Sinn zu ersinnen.
Vielleicht weil der Schrecken wortlos macht, man
ihm aber widerstehen will und muss. Ihn verstehen. Die
Grenzüberschreitung als physische Tat war immer schon
Stoff für die bildende Kunst, die Literatur, den Film. David
Lynch und Gottfried Benn könnten für dieses Hörspiel
Pate gestanden haben.
Der Arzt für Allgemeinmedizin, Dr. Alexander Wertheimer,
schwitzt viel wegen seines Köpergewichts, ist aber
ansonsten überaus reflektiert und gebildet, dank seiner
Schwester sogar in feministischer Theorie. Sein Job als
Arzt bringt es mit sich, dass er, ohne im Wesen zynisch
zu sein, kalt diagnostiziert. Und jetzt stellt er sich selber
die Diagnose in einem Protokoll, das in eine Erzählung
über Pathologie und Gewalt mündet, die er aber als
Rettung, leidenschaftliche Zuneigung und letztendlich
Liebe legitimiert.
Es geschah eines Abends: Wertheimer will gerade die
Praxis schließen, aber seine Assistentin kann nicht verhindern,
dass ein unsympathischer Mann, vermutlich
ein Lude, eine bewusstlose und blutende junge Frau
in die Praxis bringt. Sie ist noch minderjährig, vermutet
Wertheimer, und Ukrainerin, als sie später erwacht.
Maria Melnyk lautet angeblich ihr Name. Anstatt sie in
die Klinik zu schicken, behandelt er sie, entdeckt Hämatome
und einen Abgang. Und plötzlich nimmt das
Schicksal seinen Lauf.
Dieses Hörspiel ist nichts für Menschen unter achtzehn,
und nichts für Menschen über achtzehn mit schwachen
Nerven.
Thomas Jonigk, geboren 1966 in Eckernförde, lebt in München. Er schreibt Dramen, Prosa und Opernlibretti. Daneben arbeitet er als Theaterdramaturg und mittlerweile auch als Regisseur. Seinen Roman »Liebesgeschichte « (2016) hat er mit anderer Akzentsetzung zum Hörspiel umgeschrieben.