ARD-Hörspieldatenbank
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Originalhörspiel
Kreise im Spiegel
übersetzt aus dem Ungarischen
Übersetzung: Jörg Toebelmann
Komposition: Christoph Grund
Redaktion: Susanne Hoffmann
Technische Realisierung: Jutta Liedemit, Christina Ocker
Regieassistenz: Nana Ouss
Regie: Christiane Ohaus
Zagreb 1998: Im Hochsicherheitstrakt sitzt der neunjährige Marko. Er ist angeklagt, seine ganze Familie vergast zu haben. Die Gefängnispsychologin Marija versucht, sich dem Jungen anzunähern. Marko reagiert mit trotzigem Schweigen. Lange geht das so: die Nähe suchende Frau und der abwehrende Junge. Irgendwann motiviert Marija den Neunjährigen, Bilder zu malen. Und stößt vor ins Zentrum seiner Angst. Der Angst vor den erloschenen Blicken der Eltern, vor dem Zittern der kleinen Schwester, die sich im Bunker an ihn krallt. "Ich wünsche mir, daß wir alle verschwinden und daß endlich alles gut wird" ist der Schlüssel zu seiner Tat und die Antwort auf einen Krieg, der äußerlich kaum Zeichen hinterlassen hat, aber in den Köpfen weitergeht. "Keine Leichen auf den Straßen. Die Leichen leben in den Häusern, essen, trinken, lachen, ficken, machen Kinder, bringen ihnen bei zu hassen, bringen ihnen bei, in ständiger Angst zu leben." Todorovics Stück gemahnt einen daran, daß der Krieg auf dem Balkan noch lange nicht zu Ende ist.
Asja Srnec Todorovic, 1967 in Zagreb geboren, studierte Dramaturgie und Filmregie. Schreibt Drehbücher, Essays und Kurzgeschichten.