ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Rabenstein
Komposition: Maria Volk
Technische Realisierung: Peter Lübke, Matthias Husemann
Regie: Maria Volk, Peter Lübke
Eine Geistergeschichte, gewidmet einem Geist; Es müssen nur die nächtlichen Antennen geöffnet werden, dann landet im Hof des Hauses ein Vogel, ein Rabe, der sich benimmt wie ein Mensch oder wie ein Vogel, der den Umgang mit Menschen gewohnt ist. Ein unerlöster Geist, ein Vogel, an dem man über Jahre hinweg jeden Tag und jede Nacht vorbeikommt. Man könnte glauben, daß er einem nur deshalb auflauert, um sich in den Besitz einer menschlichen Hülle zu bringen, um sich selbst wieder zurück in einen Menschen verwandeln zu können, um wieder Menschenmaß anzunehmen. In den Nächten segelt er durch die Schluchten seiner Ahnen, oder er sitzt regungslos auf einer Teppichstange. Man hört nicht auf, Ausschau nach ihm zu halten, sich zu fragen, wo er gerade wieder herumgeistert. Man verläßt immer wieder das Haus, auch nachts, um zu sehen, ob er vielleicht irgendwo auf einem nahen Baum sitzt. Man wird davon selber immer nervöser, immer aufgelöster. Gleicht selber immer mehr einem Geist. Man stellt beruhigt fest, daß der Vogel immer noch zwischen seiner Natur und dem Haus, in dem man wohnt, hin und her pendelt. Die Wildnis reicht noch fast bis ans Haus heran. Manchmal gelingt es einem, den Raben anzulocken, dann macht der Rabe Versuche, einem ins Haus zu folgen. Er hüpft einem sogar auf die Schulter. Dort nimmt er sich wie das Maskottchen eines Hexenmeisters aus. Ganz besonders jetzt merkt man, wie lange einem ein Gegenüber gefehlt hat.