ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Das Meer kommt immer wieder
übersetzt aus dem Französischen
Übersetzung: Robert Schnorr
Technische Realisierung: Jonas Bergler, Carsten Brüse
Regie: Klaus-Dieter Pittrich
Die Frau lebt mir ihrem Mann in einem Betonklotz mit modernen Katalogmöbeln, doch eigentlich leben beide aneinander vorbei - die alltägliche Versorgung des Haushalts und des stumpfsinnigen Mannes ist ihr zu einer einengenden Qual geworden. Besonders nachts wenn er schläft, flieht sie zurück in ihre Kinderwelt. Zum Meer und dem Baum. Den Freunden des kleinen Mädchens, das ihr im Traum erscheint, das nicht erwachsen werden wollte. Wie sie heute, so war schon das Mädchen einsam, gejagt von schrecklichen Eltern und Lehrern - es mußte sich durch dunkle Gänge, verfolgt von einer Menschenkatze, den Fluchtweg zu den schützenden Freunden erkämpfen. Eines Morgens kommt es zum Streit mit dem Mann; er schlägt die Frau, will sich dann aber wieder mit ihr versöhnen. Als er schläft, verläßt sie ihn und die Welt der Erwachsenen endgültig. Wie schon in ihrem ersten vom WDR gesendeten Hörspiel "Ein Meer voller Maiglöckchen" (1981) zeigt Eva Dessarre auch hier eine Frau im Konflikt zwischen der einengenden, unbefriedigenden Realität und der beglückenden, aber versunkenen Traumwelt der Kindheit. Mittels kurzer Szenen, in denen sich beide Bewußtseinsebenen überlagern, wird der Weg von der völligen Vereinsamung und Kommunikationsunfähigkeit in die schützende und doch zerstörerische Realitätsflucht dargestellt. Eva Dessarre, geboren 1926 in Saarbrücken, emigrierte mit ihren Eltern 1935 vor dem Faschismus. Im Zweiten Weltkrieg versteckte sie sich in Frankreich und trat 1943 der Widerstandsbewegung bei. 1948 nahm sie die französische Staatsangehörigkeit an und arbeitet seitdem als Journalistin und Schriftstellerin. Es entstanden zahlreiche Reportagen, Kinderbücher, Hörspiele, Romane und Sachbücher zu politischen, ökonomischen und sozialen Fragen.