ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Der Tag der Schätzung
Ein Weihnachtsspiel aus der Landschaft Bethlehems
Regie: Günter Siebert
Wer heutzutage, im Blick auf die fernen Tage von Moab, auf einer weiß stäubenden, von der Sonne Palästinas erhitzten Straße sich Bethlehem nähert, hat als Nordeuropäer einige Mühe, die Wirklichkeit von heute mit dem uns liebgewordenen Bilde eines tief verschneiten, vom Weihnachtsmysterium umwitterten Städtchens in Einklang zu bringen. Das Hörspiel aber versucht darzustellen, wie jenes alte, in realer Umwelt lebende Bethlehem den "Tag der Schätzung" verbracht hat, der einst Maria und Josef nach Judäa führte. "Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt wurde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war." Es war die Schätzung, die im atmosphärischen Bilde des Hörspiels dem Stadtwächter Jakob ebenso über den Kopf zu wachsen droht wie dem auf Stadtordnung bedachten Bürgermeister. Die einen wittern nur ihren Vorteil im volkreichen Aufgebot der Zählung, die anderen wiederum haben seltsame Begegnungen, die sie für einen Atemzug ahnen lassen, daß sich hinter allen realen Dingen dieses Tages etwas begibt, das ihn in einem tieferen Sinn zum "Tage der Schätzung" erhebt. Weder Maria noch Joseph begegnen uns in diesen weihnachtlichen Szenen aus Alt-Bethlehem leibhaftig, aber zugleich scheinen sie überall zu sein, in den Gesprächen um die kleinen unwesentlichen Dinge des Alltags von damals wie in den jähen Ahnungen und Anwandlungen derer, die mit den äußeren Verrichtungen des Zähltags beschäftigt sind.