ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Das Boot ohne Fischer
Vorlage: Das Boot ohne Fischer (Schauspiel, spanisch)
Übersetzung: Lore Kornell
Bearbeitung (Wort): Oswald Döpke
Technische Realisierung: Erich Warko, Gisela Woltersdorf
Regieassistenz: Jochen Rittke
Regie: Carl Nagel
Die alte biblische Legende von der Versuchung des Menschen zur Macht durch den Teufel hat in dem Stück des Spaniers Casona eine überraschend einfache, aber keineswegs simple Variante gefunden. Da erscheint einem hartgesottenen Börsenjobber im kritischen Augenblick der Baisse der leibhaftige Teufel, um ihm den alten Pakt in neuer Form anzubieten: Ein Gedankenmord soll genügen, um das Sündenregister des Herrn Jordan voll zu machen. Er fällt ihm nicht schwer; der Teufel hat recht mit dem Satz: "Blutvergießen aus der Ferne, was kann es dir ausmachen." Dieser Satz scheint für Casona allen Übeln moderner Zivilisation zugrunde zu liegen. Aber Jordan hat den Schrei gehört, den sein Wunsch auslöste. Und darum wird ihm der Absturz des unbekannten Fischers Andersen, irgendwo im fernen Norden, mehr als eine Sache, die sich außer Hör- und Sehweite abspielt und ihn nichts weiter angeht. Das Gewissen treibt ihn in den nebligen Norden zu der Witwe des Fischers. Und: Jordan wählt das schlichte Leben der Fischer. Die Gegenüberstellung von Geldmensch, der mühelos durch börsentechnische Manipulationen sein Vermögen verdient, und Fischer, der sich Dasein und Glück erarbeitet hat, ist die Antithese des modernen Zivilisationsproblems. Nicht Macht durch Genie, sondern Macht durch Untätigkeit ist die Parole. Der Gedanke, der Wille zum Bösen ist an die Stelle der Tat getreten. Man mordet unblutig.