ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Der Bassgeiger
Vorlage: Der Bassgeiger (Prosa, jiddisch)
Übersetzung: Leo Nadelmann
Bearbeitung (Wort): Ingo Golembiewksi
Komposition: Hermann Josephs
Technische Realisierung: Heinz Klein, Christiane Blanke
Regieassistenz: Claudia Johanna Leist
Regie: Raoul Wolfgang Schnell
In einer kleinen polnischen Stadt an der galizischen Grenze erscheint eines Tages ein junger Mann, von dem niemand weiß, woher er kommt. Ein Bürger, der ihn ausfragt, erfährt, daß der Mann selbst nicht einmal seinen Namen kennt, sein Vater aber im Himmel wohne. Und beten könne er nur das "Schma Jißroel", das er auf Grashalmen und Schilf mit seiner Musik begleitet. Gerne würde er aber auch auf einer Baßgeige spielen. Eines Tages stirbt der Baßgeiger der städtischen Musikkapelle, und der Bürger erinnert sich an das merkwürdige Gespräch. Die Gemeinde beschließt, dem jungen Mann den frei gewordenen Platz anzubieten und ihn mit der Witwe zu verheiraten. Und fortan ernährt dieser sich und die Frau durch sein Spiel, doch immer ist es so, als ob er für sich alleine spielte oder für eine Kapelle ganz in der Ferne. Und eines Tages, der Gemeindevorsteher und der Rabbi von Krakau verheiraten ihre Kinder, da geschieht das Unmögliche: Ein alter Mann mit einer Schar von Bettlern betritt den Festraum; auf seinen Wink hin spaltet sich erst die Decke und dann der Himmel, und alle erblicken die Kapelle, mit der zusammen der junge Mann in Wirklichkeit musiziert.
Jizchok Leib Perez, geboren 1851 in Zamoszcz, Lublin, starb 1915 in Warschau. Der bedeutende Dramatiker, Erzähler und Lyriker ist einer der großen Klassiker der modernen jiddischen Literatur, in der er formal wie inhaltlich der geistigen Physiognomie des jüdischen Volkes in Osteuropa Ausdruck verlieh. Vor allem in seinen chassidischen Legenden erreichte er den Gipfel seiner schöpferischen Potenz und seines späteren Ruhms.