ARD-Hörspieldatenbank
Feature
Hört Euch diese Typen an!
Vor zwanzig Jahren: Mai '68 und das Hörspiel
Technische Realisierung: Susanne Vogt, Jutta Enders
Regie: Johannes Hertel
1968 war das 'große' Jahr der APO- der Studentenbewegung. Es gab den großen Vietnamkongreß in Westberlin und die AntiNotstandsdemonstration in Bonn. Es gab Demos und Go-ins in vielen Universitätsstädten - gegen den Springerkonzern und gegen den Friedenspreisträger Leopold Sedar Senghor. Freilich - es gab auch Attentate und Tote: Schon 1967 war am 2. Juni in Berlin beim Schahbesuch der Student Benno Ohnesorg erschossen worden - von einem Polizisten. Und am 11. April 1968 wurde auf dem Kudamm Rudi Dutschke durch ein Revolverattentat eines Neonazis lebensgefährlich verletzt. Aber nicht diese Gewaltsamkeit erregte die Öffentlichkeit weithin, sondern fast ausschließlich die Gegengewalt der Studenten. Der - nach Heinrich Albertz' Rücktritt - neue Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Schütz brachte es auf den Mehrheitsnenner: "Seht euch diese Typen an: Ihr müßt Ihnen genau ins Gesicht sehen! Dann wißt ihr, denen geht es nur darum, unsere freiheitliche Grundordnung zu zerstören." In den Rundfunkanstalten gab es schon damals Schwierigkeiten im Umgang mit den Zuständen auf der Straße und in den Unive rsitäten Wie aber gingen Hörspielautoren und -redakteure damit um? Zwischen 1968 und den frühen siebziger Jahren versuchte man neue Inhalte und neue Formen - das neue Hörspiel auf der Suche nach der neuen Zeit. Auf der Suche nach den Spuren der Zeit von damals kommt längst Vergessenes und manchens Überraschende ins Ohr: Peter O. Chotjewitz' "Falle", Christian Geisslers "Verständigungsschwierigkeiten", Martin Walsers "Welche Farbe hat das Morgenrot" oder Guntram Verspers "Verhörspiel Guter Mensch" - ganz zu schweigen von den Bottroper OTonProtokollen aus der Arbeitswelt von Erika Runge.
