ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Doppelte Ankunft
Technische Realisierung: Rudolf Stückrath
Regieassistenz: Thomas Werner
Regie: Klaus-Dieter Pittrich
Es gibt Orte, denen ein Mensch in Sehnsucht nachhängt. Und Orte, die Herzbeklemmung auslösen, kommt er nur in ihre Nähe. 1957 im Herbst: Eine Frau zieht mit zwei Kindern, ein drittes ist unterwegs, zu einem Mann in den Westen. Den, "goldenen", wie es bei ihr zu Hause heißt. Oder in der Fantasie ihres zwölfjährigen Sohnes: "Karl May entgegen." Dortmund. Brunnenstraße, so heißT der Westen nun. Armut, Arbeit, Diskriminierung. Der Stiefvater wird von den Kollegen gewarnt, er schraube den Akkord hoch. Die Mutter lernt beim Einkaufen ein neues Wort: "Gesochs". Michael, der Sohn, erfährt sich als Fremden: Sächsisch ist wie ein Brandmal. Er ist der "Russe" von "drüben". Wäre er erwachsen, er ginge sofort zurück. Herbst 1984: Ein Mann fährt an seinem 38. Geburtstag mit einer Freundin nach Dortmund. Was ist aus dem einstigen Trauma geworden? Was aus den Orten der Kindheit, der Straße, dem Werkstor, der Schule, den Hinterhöfen? Er ist angekommen, er hat keine Furcht mehr.
Stephan Bock, 1946 in Sachsen geboren, dann nach Dortmund übergesiedelt, arbeitet heute als Dramaturg am Bochumer Schauspielhaus. Dieses sein erstes Hörspiel ist entstanden nach Motiven seines Theaterstücks "Michael K.", das bisher noch nicht aufgeführt worden ist.