ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Mundarthörspiel
De "Erzeugungsschlacht" in Emshoek
Sprache des Hörspiels: Münsterländer plateinischt
Übersetzung: Ottilie Baranowski
Komposition: Jürgen Knautz
Redaktion: Georg Bühren
Technische Realisierung: Theresia Singer, Erdmute Haug-Jurisch
Regie: Georg Bühren
Das Wort "Erzeugungsschlacht" ist nicht nur typisch für nationalsozialistische Sprachverwendung, es vermittelt zumindest dem Kenner des niederdeutschen Dialekts und ländlicher Gewohnheiten sofort, daß dieser Begriff und die damit verbundenen Maßnahmen Fremdkörper im dörflichen Alltag bleiben werden. Es geht um eine Propagandamaßnahme: Den Bauern im Emshoek des "Tausendjährigen Reiches" soll beigebracht werden, mit welchen neuen Mitteln sie das letzte aus ihrem Mastvieh herausholen können, um so auch das Ackerland in ein "Feld der Ehre" zu verwandeln. Die noch halbwegs intakte Dorfgemeinschaft setzt sich mit "künstlerischen" Mitteln gegen den braunen Aufsteiger zur Wehr, der ihnen die neuen Weisheiten von Ackerbau und Viehzucht aufzwingen will. Sie dichten ein Spottlied auf das magere Schwein der nationalsozialistischen Zeit und sorgen für schnelle Verbreitung, indem sie die Auswirkungen der neuen Zuchtmethoden mit einem Schweinekadaver am Dorfstraßenrand und einer lästerlichen Grabinschrift kommentieren: "Hier ruht das kleine Eberschwein, an Futterknappheit ging es ein!" Und genauso ungeschickt wie bei der Verkündigung der neuen Wahrheiten ist Ortsgruppenleiter Lindlage im Kampf gegen die "feindliche Wühlarbeit". Die Angelegenheit zieht immer größere Kreise, die sich schon nach kurzer Zeit nur noch mit der unbarmherzigen Maschinerie des Parteiapparates eindämmen lassen.