ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Poil de Carotte / Karottenschopf
Momentaufnahmen einer unglücklichen Kindheit
Vorlage: Poil de carotte (Roman, französisch)
Übersetzung: Hugo von Hofmannsthal
Bearbeitung (Wort): Hein Bruehl
Komposition: Leni Alexander
Technische Realisierung: Günther Kasper, Gaby Röhrig
Regieassistenz: Walter Brühn
Regie: Hein Bruehl
"Poil de Carotte" (der Junge mit dem Karottenschopf), schrieb der Schweizer Essayist Walter Widmer im Vorwort zu seiner Edition, "ist ein geducktes, bedrücktes, überscheues, verklemmtes, verkorkstes Kind, das sein unersättliches Liebesbedürfnis auf den bedenklichsten Umwegen zu befriedigen suchen muß. Er ist auf dem besten Weg zu einer Neurose - wenn er nicht gar schon mittendrin lebt. Er ist ein Wesen, das 'man', das heißt die Umwelt, Eltern, Geschwister und Nachbarsleute, mit vereinten Kräften und in schöner Einhelligkeit 'kleingekriegt' hat. Er kann nur noch schweigen, hinterlistig aufmucken, sich hinterhältig rächen..." Der Roman erscheint 1894 - sechs Jahre vor Sigmund Freuds "Traumdeutung" - und macht seinen Autor in Frankreich über Nacht bekannt. Ähnlich wie in Franz Kafkas nie abgeschicktem "Brief an den Vater" wuchern aus den durchs Erwachsensein getragenen Versteinerungen einer alten, sich fortsetzenden Haßliebe auf seine Mutter, Tagtraum-Phantasien.