ARD-Hörspieldatenbank
Feature
... Za'um ...
Von der Glossolalie zur Radiokunst in Rußland
Technische Realisierung: Benedikt Bitzenhofer, Renate Klein
Regieassistenz: Martin Zylka
Regie: Hein Bruehl
"Velimir Chlebnikov war einer der radikalsten Erneuerer der russischen Poesie. Weniger bekannt ist, daß er auch von einem Musiker, dem Komponisten Modest Mussorgskij, beeinflußt wurde. Chlebnikov war von einigen Stellen der Oper "Der Jahrmarkt von Sorotschinzy" sehr beeindruckt. Mussorgskij, der ebenfalls Autor des Librettos war, hat dort Phoneme als Beschwörungsformeln benutzt, Glossolalien, wie wir sie aus vielen Volkstraditionen kennen. Aber ihre Anwendung in der Kunstdichtung war neu. Diese Haltung gegenüber der Poesie wurde nach dem frühen Tod Chlebnikovs besonders auch von Aleksej Krucenych weiterentwickelt. Bei einer Reise nach Leningrad und Moskau hatte ich Gelegenheit, Material über die Zeit zwischen 1910 und 1930 zu sammeln. Tondokumente und Texte, die ich mitbringen konnte, bilden den Kern dieser Sendung. In ihr versuche ich diese erwähnte Entwicklung der russischen Poesie darzustellen, einer Poesie, die eng mit der Rezitationskunst verwandt ist, die ihrerseits ihren Ursprung im liturgischen Gesang mit seinen byzantinischen Wurzeln hat. (Juan Allende-Blin)