ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Straten. Unterirdischer Tourismus
Komposition: Thotmann Anlagen
Realisation: Maria Volk
Der Weg durch ein Museum wird beschrieben: die Scheu, den Raum zu betreten, die Anpreisung durch den Kurator, das Mißtrauen, daß nur das Eintrittsgeld und nicht das Interesse am Gegenstand zählt. Aber nicht alles an diesem Museum ist uns vertraut, so zum Beispiel die erotische Begegnung mit einem Gummibaum, dessen Bewegungen und Hingabe die Besucher verführen. Dabei ist das Museum durchaus ein bekannter Gegenstand, es handelt sich nämlich um ein Mannmuseum. Ein Mannmuseum mit all seiner Selbstverliebtheit, Bindungsscheu, Egozentrik. Das Mannmuseum erscheint so übermächtig, daß es zur Flucht drängt: Sobald man drinnen ist, will man schon wieder draußen sein. Am Rand ist es noch am ehesten auszuhalten. Von solchen Ängsten bedrängt, wird der Besucher immer unsicherer und mit ihm die Gegenstände im Museum: Schließlich ist man nicht eines dieser menschengroßen Paare aus Ebenholz, deren Standflächen wahrscheinlich zu prekär und labil sind, als daß sie etwas anderes als nur sehr vorübergehende Paarformationen erlauben würden. So viel bei der Besichtigung zutage tritt, so wenig erklärt sich das Phänomen Mannmuseum. So steht am Schluß die Frage, ob überhaupt ein Besucher über das nötige Sinnesorgan verfügt, um zu erkennen, wo er sich befindet. Den Rhythmus für die Sprecher geben digitalisierte Sonographentöne aus dem Körperinneren vor; die Musik spielt die Band Thotmann Anlagen; der Text ist eine Auskoppelung aus dem Manuskript 'Medienaffäre'.