ARD-Hörspieldatenbank

Hörspiel


Stichwort: Hör-Gänge


Helmut Kopetzky

Ohr Schlacht Feld


Technische Realisierung: Anna-Maria Tietze, Sigrid Pfeffer


Regie: Helmut Kopetzky

"Ein Mann, Mitte 40, bunkert sich ein: 30 Millimeter Isolierglas, Außenwulste, Innenwulste, Tieffrequenzmanschetten... Er will nichts mehr hören, lauscht nur noch den Nachklängen der Vergangenheit in seinem Kopf: Zwischen Weltkriegs-Trümmern knistern Eiszapfen, knirschen Humpelschritte... ein einzelnes Propellerflugzeug, hoch am Sommerhimmel, zieht vorüber... Ein entferntes Schiffshorn... Wind. Der Mann hat eine Erbkrankheit: er hört. Sein Hi­Fi­Organ registriert die feinsten Schwingungen - 40 bis 20.000 Hertz. der ersten bemerkt er den Geräuschnebel, der auf unsere Dächer sinkt. Und während sein Sohn - schon ein Lärmkriegskind der 80er Jahre unter der Schallglocke vorüberdonnernder Tornado- und Phantom-Jets ungerührt die Fibel-Wörter "Feder", "Förster", "Feldweg" buchstabiert, spürt der Mann, wie sein altmodisch empfindliches Hörorgan zum Lärmschlachtfeld wird. Mann versucht, den Lärm zu lieben. Härtet sich ab. Schließlich irrt er - wie Zehntausende entwurzelter Lärmflüchtlinge - um den Globus, auf der Suche nach den letzten Schlupfwinkeln der Stille. Umsonst. Hör-Spiel ist ein akustischer Versuch über den Zusammenhang von Lärm und Gewalt. Über fortgesetzten Ohrfriedensbruch als Zeiterscheinung. Über die akustische Verrohung der Welt."

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Rüdiger JoswigSprecher


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Hessischer Rundfunk / Norddeutscher Rundfunk / Saarländischer Rundfunk 1990

Erstsendung: 24.10.1990 | 43'20

Darstellung: