ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Yokohama
Vorlage: Der Seemann, der die See verriet (Roman, japanisch)
Übersetzung: Yukio Mishima
Bearbeitung (Wort): Gisela von Wysocki
Technische Realisierung: Günter Beckmann, Heike Lexau
Regieassistenz: Waltraud Heise
Regie: Hans Rosenhauer
Der jugendliche Protagonist Noboru in Mishimas Roman "Der Seemann, der die See verriet" fühlt sich der japanischen Tradition der Stärke und Todessehnsucht verhaftet. Mit Haß und Ekel beobachten er und seine Kumpane deshalb ihre Väter, die diese Ehrbegriffe zunehmend vernachlässigen. Als der Seemann Ryuji, der Liebhaber der Mutter und zunächst bewundertes Idol des Sohnes, sich in einer komfortablen Häuslichkeit einzurichten beginnt, sinnt Noboru auf Rache. Gisela von Wysocki zu ihrem Projekt: "Die Frage, die mich beschäftigte, war: Wie weitgehend ist die psychische Struktur einer 'asiatischen' Geschichte für mich als Europäerin nachvollziehbar? In welchem Maß sind Beruteilungen, Befunde, Zuordnungen meines Denkens auf sie übertragbar? Diese 'Fallgeschichte' Aus Japan thematisiert die Mechanismen der Anpassung, die Triebregungen und Wünsche, das Realitätsprinzip einer mittelständischen Kleinfamilie. Ich begann darüber nachzudenken, ob ihr Drama, die Tat des kleinen Jungen, der seinem Vater den Verrat an den traditionellen, männlich-heroischen Idealen nicht verzeihen kann, auch in unserer Gesellschaft vor stellbar wäre. Ich bin der Überzeugung, daß Mishimas Geschichte sich nach eigenen Gesetzen vollzieht, die außerhalb der für uns geltenden Normen liegen. Sie wurzeln in einer rauschhaften Heldenkultur, wie wir sie so in Europa nicht kennen. Die Geschichte vom 'Seemann, der die See verriet' bleibt gebunden an eine Dimension des Unfaßbaren und bereit eine Skala uns unbekannter, von uns nicht gelebter Gefühlsmuster aus.
