ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Der Spielmannszug
Komposition: Lutz Glandien
Technische Realisierung: Karlheinz Stoll, Waltraud Gruber
Regieassistenz: Michael Utz
Regie: Barbara Plensat
Sportliche Ertüchtigung, Triumphe des Willens, Gehorsam und Disziplin, Einreihung in Einheitsfronten, Durchhalteparolen und Aufmarschanordnungen bestimmen in autoritären Gesellschaften über die Zugehörigkeit oder Vereinsamung des Individuums. - Die kleine Kati ist ein Außenseiterkind. Sie ist ein dickes Mädchen, das sich das Gespött der anderen, besonders aber des von ihr heimlich verehrten Sportlehrers, Herrn Vogel, zuzieht. Die Erfahrung ihrer Ungeschicklichkeit, ihrer Erfolglosigkeit, ihrer Isoliertheit kompensiert sie zunächst mit einem fast trotzigen Stolz auf ihre fortgeschrittene weibliche Entwicklung, die sie in ihrer Phantasie den anderen überlegen macht. Ob auch der Spielgraf, der Kati als Trommlerin aufnimmt in seinen Pionierzug, ihrer Phantasie oder ihrer Verzweiflung entspringt, bleibt unwichtig angesichts der Tatsache, daß Kati in diesem gespenstisch totenstarr anmutenden Spielmannszug ihren Platz gefunden zu haben scheint.
Kerstin Hensel, 1961 in Chemnitz geboren, war Krankenschwester, bevor sie 1983 ihr Studium am JohannesR.BecherInstitut in Leipzig aufnahm. Danach war sie dramaturgische Mitarbeiterin am Leipziger Kinder- und Jugendtheater. Seit 1988 lebt sie als freie Autorin in Berlin. Nach Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien erschien 1986 ihre erste Lyriksammlung in der Reihe "Poesiealbum", 1988 der Gedichtband "Stilleben mit Zukunft". "Hallimasch", ihr erster Prosaband, ist soeben erschienen