ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Ehrenbiet. Priesterleben
Technische Realisierung: Karlheinz Stoll, Waltraud Gruber
Regieassistenz: Iris Voigt
Regie: Niels-Peter Rudolph
"Sie werden verzeihen, Euer Hochwürden, wenn Sie in einem der Testimonien... mich als schwärmerisches Subjekt in Hinsicht auf kirchliche Operationen, als maßlosen aecetra praedecirt haben, warum haben Sie sich denn nicht die Mühe genommen, mir zum geistlichen Stande behilflich zu sein..." So schrieb 1876 an seinen Heimatpfarrer im südschwarzwälder Münstertal der achtzehnjährige Lorenz Ehrenbiet aus dem Mannheimer Gefängnis. Der Sohn armer Landfahrer war bis dato schon von vierzehn Pflegeeltern "erzogen" worden. Erhalten geblieben ist eine umfangreiche Briefsammlung, die den unerfüllten Wunsch eines Hochbegabten nach einem geistlichen Beruf dokumentiert. Daß die krummen Wege des lateinkundigen Autodidakten über den Islam, die Fremdenlegion, eine mißglückte Verlobung, allerlei Kirchendiebstähle und so manche selbstgeschneiderte Mönchskutte nicht zum Ziel führten, mindert nichts an der närrischen Wahrheit dieser "Berufung". Quelle: Ingeborg Hecht, "Die seltsamen Wanderungen und Wandlungen des L.U. Ehrenbiet", in: ALLMENDE Heft 26/27, S.67-96.
Matthias Spranger, geboren 1944 in Schwäbisch Gmünd, studierte katholische Theologie und ist seit 1990 Kulturredakteur und Dramaturg sowie Mitherausgeber der Zeitschrift ALLMENDE.