ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Tage der Befreiung. Vasilij Baranov erzählt
übersetzt aus dem Russischen
Übersetzung: Gisela Erbslöh
Technische Realisierung: Maximilian Federhofer, Johanna Fegert
Regieassistenz: Eva Lauinger
Regie: Ulrich Gerhardt
Vasilij Baranov, der sein Tagebuch aus der Zeit seiner Zwangsarbeit in Deutschland gerettet hat, lebt heute in Brjansk bei Moskau. Gisela Erbslöh hat ihn besucht und seine Erinnerungen an das Kriegsende aufgezeichnet. "Wir waren begeistert, schöpften Mut. Keine Schäferhunde, keine Wachsoldaten mehr, alle waren abgehauen. Es war gegen Morgen, einzelne Flugzeuge kamen und warfen Flugblätter ab. Ein Militärfahrzeug fuhr die Straße entlang, und ein einzelnes amerikanisches Flugzeug flog hinterher und schoß. Sie gaben etwas über Lautsprecher durch, auf deutsch. Das ging an die deutschen Truppen: 'Werft die Waffen weg!' Dann, genau um vier Uhr, am 16. April, sahen wir amerikanische Panzer in der Stadt. Sie kamen zu uns und fragten: 'Wer seid ihr?' 'Wir sind Russen.' 'Russen?' Sie brachten uns Brote - kleine, ganz weiche Brote, die man mit der Hand zerdrücken kann - und Konserven. Sie umarmten und küßten uns und gingen zu den Mädchen. Sie fingen an zu tanzen, und viele weinten." Vasilij Baranov war damals zwanzig Jahre alt.