ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Wildwest
Regie: Christian Bock
Verderben die Wildwestschmöker die Phantasie der Kinder? Hörspielautor Christian Bock läßt eine Schar von Lausbuben auf diese vielbeschriebene Frage selbst die Antwort geben. Die Jungen beschließen nämlich, es den Erwachsenen, insonderheit ihrem Schuldirektor, zu zeigen. Der hatte ihnen die knallbunten Hefte abgenommen mit der Bemerkung, sie würden über der Lektüre noch alle zu Gangstern. Also spielen die Beleidigten Wildwest mit umgekehrten Vorzeichen. Einem Arbeitslosen legen sie ein Fünf-Mark-Stück hin, einem Geistesverwirrten hängen sie eine Salami an die Wohnungstür, einem Gelähmten stecken sie sechs Eier zu, einem armen Schulkameraden wollen sie heimlich einen Roller ins Haus bugsieren. Dabei werden sie erwischt, kommen als vermeintliche Diebe auf die Polizeiwache und müssen ihre Guttaten gestehen. Denn was sie vertrauend und naiv an heimlicher Wohltat hinterließen, das brachte die Erwachsenen (und hier liegt der pädagogisch-moralische Trick des Spiels) in Rage: der Arbeitslose vermutet, man habe ihm das Geld nur hingelegt, um ihn hineinzulegen und später des Diebstahls zu bezichtigen (er gibt die fünf Mark also als Fund ab); der Narr wähnt, die Wurst habe ihn vergiften sollen; der stolze Gelähmte (ehemalige) Rittergutsbesitzer wirft die Eier aus dem Fenster, und das Rollergeschenk führt zur Verhaftung. Also sind die mißtrauischen Erwachsenen am Ende die Beschämten. Bock hat sein Spiel in eine lockere Szenenfolge gegliedert, in der Unterhaltungen der Bande mit Auftritten der Erwachsenen wechseln. (Aus einer zeitgenössischen Rezension)