ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Medea
Vorlage: Medea (Schauspiel, amerikanisch)
Übersetzung: Eva Hesse
Komposition: Johannes Weissenbach
Regie: Friedrich Carl Kobbe
Äußerlich weist das Werk manche Ähnlichkeit mit der "Medea" des Euripides auf: Jeffers will dem modernen Menschen den Wesenskern der antiken Tragödie - das Erlebnis der Katharsis, jener Läuterung durch Schrecken und Mitleid, von der Aristoteles spricht - vermitteln. Aber Jeffers verzichtet auf alles "Antike", das heute nicht mehr unmittelbar anzusprechen vermag. Das Tragische in diesem Stück liegt in dem Spannungsverhältnis zwischen der wilden Triebkraft des Dionysos und dem lichten Geist Apollos, und das Übergewicht erhält bei Jeffers eben Dionysos; denn nach seiner Überzeugung entspringt das tragische Geschehen den unterbewußten Trieben Jeffers' Medea, die so handelt, "wie es die Natur befiehlt"; sie ist eine Fremde, eine Ausländerin, nicht nur der Herkunft, sondern auch dem Geiste nach und hebt sich scharf von den zivilisierten, gebildeten Hellenen ab. In Medea stellt Jeffers die Triebkraft der Natur einer dekadenten Zivilisation gegenüber. - Die Konzeption des primitiven "Ungeschehenmachens" ist das Motiv, das Medea zu ihren Greueltaten treibt. Denn Medea will ihre Vergangenheit im echten Sinne des Wortes vernichten. In seiner "Medea" kommt Jeffers als der große Verneiner unserer Zivilisation zu Wort.