ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Die vier Horizonte der Wüste - Der Sand antwortet nur dem Sand
Bearbeitung (Wort): Anette Kührmeyer
Komposition: Christoph Grund
Technische Realisierung: Peter Nielsen, Margitta Düver
Regieassistenz: Louise Rhode
Regie: Christiane Ohaus
In Kairo geboren, besaß Jabès die italienische Staatsangehörigkeit, wurde französisch erzogen und arbeitete in seiner Geburtstadt als Börsenmakler, bis er Nassers Ägypten 1957 wegen seiner jüdischen Herkunft verlassen mußte. Seine Heimat sah er schon damals nur in der Sprache begründet, heißt doch die Sammlung seiner frühen Gedichte "Ich baue mir eine Bleibe". Was der Titel bezeichnet, verwirklicht das Buch. Darum nimmt es nicht wunder, daß der Exodus Jabès nicht nach Jerusalem, sondern nach Paris führte. Kaum im Land seiner Sprache angekommen, fiel ihm die Parole "Tod den Juden" ins Auge, eine Schmiererei auf einer Mauer mitten im Quartier Latin: Das Trauma, ausgestoßen und unerwünscht zu sein, markiert einen entscheidenden Einschnitt im Werk und die Hinwendung zu einem Judentum, dem Rechtgläubigkeit und Gottvertrauen fremd sind. Von Zweifeln zernagt, wird es zur bloßen Chiffre für die Abwesenheit Gottes, denn in den Augen von Jabès hat Gott die deutschen Vernichtungslager ebensowenig überlebt wie die sechs Millionen ermordeter Juden: "Also wurde mein Judensein, als Gott tot war, bestätigt im Buch, an dem vorherbestimmten Ort, wo es unversehens auf dessen Gesicht gestoßen war, das trostloseste, das untröstlichste Gesicht des Menschen; denn Jude sein heißt ins Wort emigrieren und, zugleich, die Emigration beklagen."... (Max Grosse in der FAZ vom 14.11.1989)