ARD-Hörspieldatenbank

1

Lesung



Yukio Mishima

Waga tomo Hittora - Mein Freund Hitler

Szenische Lesung live aus dem Marstall München


Vorlage: Mein Freund Hitler (Waga Tomo Hitler) (Theaterstück, japanisch)

Übersetzung: Antje Seidel, Olaf Moeller

Bearbeitung (Wort): Michael Farin

Technische Realisierung: Anton Billmayer, Richard Trattner


Regie: Michael Farin

Deutschland im Sommer 1934: Die Berliner Reichskanzlei. In der Empfangshalle von Hitlers Regierungssitz treffen der Industrielle Gustav Krupp, Hitlers langjähriger Wegbegleiter und -bereiter, der Stabschef der SA Ernst Röhm, und Gregor Strasser aufeinander. Es geht um den politischen Kurs des neu zu ordnenden Staates und um das Spannungsfeld zwischen den revolutionär gestimmten Braunhemden der SA, repräsentiert durch Röhm, und den konservativen Kräften, der Reichswehr und der Großindustrie. Fiktion und Fakten mischend, schildert der japanische Schriftsteller Yukio Mishima in seinem umstrittenen, 1969 uraufgeführten Stück die Ereignisse vor und nach dem 30. Juni 1934, in der auf Befehl Hitlers die gesamte Führungsspitze der SA ermordet wurde - unter den Toten: Röhm und Strasser - und zeigt die "Nacht der langen Messer" als Etappe eines rigorosen Machtkampfes. "Die Person Hitler ist finster, so finster wie das 20. Jahrhundert" (Yukio Mishima).

Yukio Mishima (eigentlich Hiraoka Kimitake) (1925-1970), in Tokio geboren, besuchte eine Adelsschule und studierte Jura. Seine erste Arbeit war 1944 die Kurzgeschichte "Der blühende Wald", der 1945 das heute noch umstrittene Buch "Geständnisse einer Maske" folgte. 1948 trat er als Beamter ins Finanzministerium in Tokio ein. Aber schon nach sechs Monaten gab er die Beamtenkarriere und seinen bürgerlichen Namen auf und lebte seit 1949 als freier und erfolgreicher Schriftsteller. In Deutschland erschienen "Geständnis einer Maske", "Der Tempelbrand", "Sechs moderne Nô-Spiele", "Nach dem Bankett", "Der Seemann, der die See verriet". Der BR produzierte 1958 "Die getauschten Fächer" und "Die Damasttrommel" als Hörspiele. Seit etwa 1968 scharte er eine rechtsradikale Privatarmee in Phantasie-Uniformen um sich mit dem Ziel, in Japan wieder mehr Patriotismus alter Art zu erwecken. Angetan in der Kampfausrüstung der Samurai versuchte er am 25. November 1970 mit einer Schar seiner Anhänger ein Generalshauptquartier der Selbstverteidigungskräfte Japans in Ichigaya bei Tokio im Handstreich zu nehmen und die Soldaten in einem Appell zum Putsch aufzufordern. Als dies fehlschlug, beging er Harakiri. Seine Anhänger forderte er auf, Japan zu lieben und beschwor sie: "Werdet nie eurer Aufgabe müde, ein Japan zu errichten, an dessen Spitze einzig und allein der Kaiser steht."

A
A

Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Claude Oliver Rudolph
Manfred Zapatka
Wolfgang Hess
Stephan Rabow


 


1

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk / Bayerisches Staatsschauspiel Marstall 2000 2000

Erstsendung: 08.03.2000 | 87'32


REZENSIONEN

  • Petra Hallmayer: In: Süddeutsche Zeitung. 08.03.2000. S. 18.

Darstellung: