ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Kurzhörspiel
Durchgangsverkehr
- Da kamen fünf kluge Frauen herein
- Hagoromo
- Verkehr
Komposition: Alexander Christou
Technische Realisierung: Andrea Mammitzsch, Waltraud Gruber, Andreas Meinetsberger
Regieassistenz: Friederike Wigger, Benno Schurr
Regie: Oliver Sturm
Ein englischer Pub in der Vorweihnachtszeit, in dem ein profanes Wunder geschieht. Ein japanisches Liebespaar, das in einem deutschen Bahnhof eine Entrückung nach Kyoto erfährt. Fünfunddreißig Menschen in Berlin, die alle zur selben Zeit im Verkehrsstau stecken und vom Billigbenzin träumen. Die drei Miniaturen schildern kleine Welten in drei Kulturen - England, Japan, Berlin -, zeigen Menschen auf Nebenschauplätzen, die im rhythmischen Ablauf des Alltags gefangen sind und dort Wunder im Taschenformat erleben. Die Engländer erleben den Einbruch des Göttlichen in ihre Trinkrituale, als das plötzliche Erscheinen von fünf Frauen ihren allabendlichen Rassismus kurz zum Verstummen bringt. Das japanische Liebespaar gerät in einem Bahnhofsautomaten in ein shintoistisches Frühlingsritual. Berliner Bürger zieht es magisch zu einer Tankstelle in Wilmersdorf. Die Personen sind in ihren Privathöllen gefangen und merken nicht, wie sie unter dem Einfluss höherer Kräfte stehen: dem Geist Samuel Becketts, der japanischen Legende vom Hagoromo oder der Choreographie des Verkehrs. In ihrem Beschäftigtsein mit Banalitäten nehmen sie gar nicht wahr, dass sie sich in einer ihnen übergeordneten Gesetzmäßigkeit aus festen Abläufen befinden, Teilchen in einem Kosmos aus Wiederholungen sind. Hin und wieder geschehen Epiphanien: Plastikgötter mit Goldbronzeüberzug stehlen sich in ihren Alltag hinein.
Oliver Sturm, geboren 1959 in Holzminden, arbeitet als Opern- und Hörspielregisseur und als Autor und Dramaturg.