ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspielbearbeitung



Jean-Jacques Schuhl

Schattenzonen


Vorlage: Ingrid Caven (Roman, französisch)

Übersetzung: Uli Aumüller

Bearbeitung (Wort): Ingrid Caven

Komposition: Pierre Henry


Realisation: Ingrid Caven, Pierre Henry

Eine Rollschuhfahrerin hält sich an einem Lastwagen fest und schreit "tatü tata". Eine altmodische Foxtrott-Melodie in einer futuristischen Bar. Eine Sitzbadewanne im Chelsea Hotel. Ein kleines Mädchen singt "Stille Nacht" vor Wehrmachtsoffizieren. Im Jahr 2000 blickt ein Paar von der Terrasse eines New Yorker Cafés auf den Hudson. "Schattenzonen" ist eine Montage. Ein Potpourri aus dem Leben der Romanfigur Ingrid Caven, Erinnerungsbruchstücke aus 50 Jahren Deutschland. Von der Ostseeküste über Saarbrücken, München und New York bis nach Paris. Homer, Baudelaire, Tristan Tzara und Rainer Werner Fassbinder tauchen auf. Körper und Kunstlieder, Allergie und Stimmübungen. Das Kreisen um eine unwahrscheinliche Wahrheit, die namenlos bleibt: "eine dunkle Zone im Gehirn". Die Basis für das Hörstück bildet Jean-Jacques Schuhls Roman "Ingrid Caven", der mit dem Prix Goncourt 2000 ausgezeichnet wurde. Ingrid Caven hat das Werk bearbeitet und stimmlich umgesetzt. Pierre Henry entwickelte aus dem Material eine Komposition: ein Crossover zwischen E und U, musique concrète, Chanson, Remix und Rezitativ. "Das Wort 'Schattenzonen' erinnert an Wissen von sehr tragischen Sachen, die man noch immer nicht ganz begreifen kann, auch aus unserer deutschen Geschichte. Diese Sachen gibt es, meiner Meinung nach, in mehr oder weniger ausgeprägter und scheußlicher Form in jedem Leben immer wieder. Man kann sie seltsamerweise nicht so sehr ins Licht zerren. Sobald man sie ausformuliert bis zu einem Bekenntnis, entspricht es nicht mehr der Wahrheit und auch nicht mehr der Wirklichkeit. Aber man kann die Sachen hervorholen, und man kann um sie herum arbeiten. Man lässt die Katze auf der Tunika weiterschlafen und schneidet eher ein Stück davon ab, ehe man sie weckt." (Ingrid Caven)

Ingrid Caven, Sängerin und Schauspielerin, war von 1970 bis 1972 verheiratet mit Rainer Werner Fassbinder. 1978 hatte sie ihren legendären Auftritt im Pariser Varieté Au Pigall's. Zu ihren Filmen zählen "Mutter Küsters Fahrt zum Himmel" (1975) und "Zwischensaison" (1992). Zu ihren CDs gehören "Helle Nacht" (1998) und "Chambre 1050" (2000).

Pierre Henry ist Komponist. Zusammen mit Pierre Schaeffer begründete er die musique concrète. Zu seinen Werken zählen u.a. "Symphonie pour un Homme Seul" (1950 mit Schaeffer) und "Antagonismen" (WDR 1996, ausgezeichnet mit dem Karl-Sczuka-Preis). Sein Stück "Psyché Rock" ist bekannt aus Matt Groenings Serie "futurama".

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Ingrid Caven


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2003

Erstsendung: 21.03.2003 | 71'20

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