ARD-Hörspieldatenbank

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Originalhörspiel, Kurzhörspiel, Kriminalhörspiel



John Whiting

Der Liebe altes Lied

Übersetzt aus dem Englischen


Übersetzung: Marianne de Barde


Regie: Cläre Schimmel

In diesem Hörspiel aus dem Nachlass des englischen Dramatikers - ein grotesk-sentimentaler Totentanz, der in einen späten Liebeswalzer mündet - sucht der Autor die zweifellos vorhandenen Ansätze zu einem kriminal-psychologischen Reißer nicht durch bemühten Tiefgang zu verdrängen oder gar auszumerzen. Im Gegenteil. Die schwarze Volte am Schluss, die die Konstellation der drei Figuren schlagartig umkehrt, ist ein legitimer, wenn auch krasser Effekt, den doppelbödigen Charakter der makabren Story zu unterstreichen, die freilich vor allem unterhalten will.                    Zwei unverheiratete Schwestern, Grace und Julia, leben ohne Beziehungen zur Außenwelt, ihrem Alter entgegen. Eintönig, ohne Abwechslung, ohne Abenteuer, nach denen sich allerdings nur die bettlägerige Grace sehnt. Was passiert, muss Erinnerung, Phantasie oder Angst halluzinieren, wenn nicht der Zufall eingreift. Dass schließlich doch etwas passiert, auf leisen Sohlen, doch mit tödlichem Effekt, ist allerdings so zufällig nicht, wie man am Ende sieht. Denn den Zufall zu planen, scheint besonders dringlich, wenn er der einzige Weg zu spätem Glück ist ...          "Whiting war geschlagen von den Einsichten einer schwarzen Romantik, die selbstvergessen über ihren sadistischen Abgründen rosaroten Himmel spannen kann", so hieß es in einem Nachruf auf John Whiting, der 1963 gestorben ist. Er war 46 Jahre alt, ein Schauspieler, der an der "Royal Academie of Dramatic Art" begonnen, sich nach dem Zweiten Weltkrieg langsam die Londoner Bühnen erobert hatte und zum Mitglied des Art's Council berufen worden war. Ein Mensch, der es sich schwer machte. Man wusste lange nichts mit diesem Autor anzufangen und reihte ihn anfangs kurzerhand unter die Fry-Nachfolger ein, während es ihm doch um die Darstellung des Absurden zu gehen schien. Dem hintergründigen, aber heiteren Idyll seines ersten Spiels, "Wo wir fröhlich gewesen sind", und der anderen Komödie, "Tore des Sommers", die, von Peter Hall uraufgeführt, in einem humorigen, versonnenen Sinn Hoffnung zu vermitteln scheint, stehen drei furchtbare Stücke gegenüber, düster, brutal, von apokalyptischer Exzessivität: "Der Tag des Heiligen", "Marschlied" und "Der Teufel". Stücke, die Chaos und Denaturierung des Menschen zum Thema haben und das "Theater der Grausamkeit" auf ihre Weise wiederholen.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Julia CostaGrace
Ingeborg EngelmannJulia
Walter BluhmMr. Henty


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1968

Erstsendung: 27.02.1968 | 29'50

Darstellung: