ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Bernie oder: Ein Unsicherheitsfaktor
Regie: Heinz Wilhelm Schwarz
Jochen und Gerd emanzipieren sich von ihrer etabliert-bürgerlichen Herkunft in den sozialistisch-politischen Untergrund bzw. in passive Anarchie. Bernie braucht keine bürgerliche Haut abzustreifen, weil er sie nie besaß. Das ist sein Vorteil - aber nur scheinbar, denn Bernie sucht seine Identität gerade im Establishment. Dass er es (nach den gegebenen Verhältnissen beurteilt) mit kriminellen Mitteln anstrebt, sollte nicht über den Sachverhalt hinwegtäuschen. Daran scheitern die Versuche von Jochen und Gerd, sich mit ihm im Sinne ihrer Ideologie zu solidarisieren. Für Jochen und Gerd ist es einfach, den Konsum als kapitalistisches Druckmittel abzulehnen, weil er ihnen jederzeit sicher ist. Für Bernie ist er ein Mittel zur sozialen Anerkennung. Für ihn gilt der Satz: "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral." Fressen bedeutet für ihn eine gesicherte soziale Rolle, in der er nicht mehr schutzlos ist. Das ist ihm vorerst wichtiger als der moralische Anspruch notwendiger gesellschaftlicher Veränderungen. Er ist zu ausgehungert, um zu erkennen, dass nur durch eine Veränderung des gesellschaftlichen Systems verhindert werden kann, daß er machtlos, ausgebeutet und abhängig bleibt.