ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Kleber etc.
Komposition: Wolfgang Kiwus, Jürgen Karg, Andreas Fischinger
Regie: Heinz von Cramer
Dieses Hörstück reproduziert einen Zustand von Bewusstsein und Gesellschaft: So wie der Autor Wolfgang Kiwus (geboren 1939 in Celle, erstes Hörspiel "Graue Augen", 1966) auf Literatur zum Zeitpunkt 1969 reagierte. Geschichte, in Geschichten zerlegt und zu einer neuen zusammengesetzt, die nur noch einen Anlauf und eine Absage erbringt: "eine sich aufrollende Spirale, die nach einigen Windungen in eine sich einrollende Spirale übergeht". Erfahrungen eines multiplen Ichs, Chiffren, Symbolzeichen und literarische Anspielungen, des kirchlichen Bereichs, Hölle, Malerei, Mord, Verstümmelung, Krankheit, Krieg, Revolution, Justiz, Mathematik, Hexenglaube und Kräuterkunde sind hier ineinandergeschoben, verschachtelt. Die Reise geht durch verschiedene Erfahrungsschichten - vom mehr oder weniger klaren Ich-Bewusstsein - bis zur sprachlich nur mehr bruchstückhaft artikulierten Bewusstseins-Auflösung. Lakonisch bemerkt der Autor zu diesem Hörstück: "... der Umstand, dass dieses Hörstück sich nicht strikt an einen überlieferten Aufbau hält, sagt über den inneren Wert des Werkes auch nichts Neues aus. Im Grunde genommen möchte ich für mich das gleiche beanspruchen, was Jürgen Becker über Handke schreibt: (er), kommt in seinem Hörspiel ohne inhaltliche Bindung aus; für ihn gilt mehr denn je der Satz, dass Wirklichkeit für Literatur nur soweit von Interesse ist, wie sie in der Sprache existent wird'. Nun glaube ich (im Gegensatz zu Handke und Becker), dass es nie anders war und dokumentierte deshalb mit meinem Hörspiel 'Kleber etc.', wie wenig Sätze mit der Wirklichkeit zu tun gehabt haben. Wie sehr sie Sätze sind, Sätze bleiben, bleiben sollen." In einer Art cut-up Technik hat Heinz von Cramer drei Aufnahmeergebnisse (mit Schauspielern, Nicht-Schauspielern und Musikern) für seine Realisation ineinander und gegeneinander montiert.
