ARD-Hörspieldatenbank

1

Originalhörspiel, Originaltonhörspiel


KompositionsThema

2. Folge: Transgender


Terre Thaemlitz

Trans-Sister Radio

übersetzt aus dem Amerikanischen


Übersetzung: Dietmar Wiesner, Manfred Hess

Bearbeitung (Wort): Dietmar Wiesner

Komposition: Terre Thaemlitz

Redaktion: Manfred Hess

Dramaturgie: Manfred Hess

Technische Realisierung: Helmut Becker, Julia Kuemmel


Regie: Terre Thaemlitz


Realisation: Dietmar Wiesner

"Trans-Sister Radio" erzählt über "Transgender", erzählt vom Schwanken der und vom Spiel mit der Geschlechtsidentität, was definitionsunscharf von der gewöhnlichen Travestie, dem Cross-Dressing, bis hin zum Transsexuellen und Zwitter reicht. So unterschiedlich die Formen geschlechtlicher Präsenz, so unterschiedlich erzählen Beteiligte, Beobachtende, Urteilende aus Japan, Deutschland und den USA hier über "Transgender". Es sind Geschichten vom Outcoming oder von einer Schlägerei in der New Yorker Underground, von Beichten in Shows bis hin zu Reisen oder chirurgischen Eingriffen. "Trans-Sister Radio" nutzt dabei aber alle Möglichkeiten des Erzählens und musikalischer Umsetzung, fällt zwischen die Identitäten und Genres, zwischen Mann und Frau, nutzt Segmente von "fake, facts and fiction", O-Ton-Feature, Ars Acustica und Pop-Hörspiel sowie von Stand-up-Comedy und schonungsloser Selbstentblößungsliteratur. Die Ordnung der je einen Bedeutung im Sinne einer sich verabsolutierenden "political correctness" wird dabei auch im sogenan nten "Minderheitendiskurs" in Frage gestellt. Terre Thaemlitz, selbst ein Transgender, spielt auf subtile und humorvolle Weise mit der vorgeblichen Eindeutigkeit dieser Diskursformen und richtet sich dabei gegen jegliche Form des "Essentialismus". Während Thaemlitz' Ansatz theoretisch so eindeutig schwer daherkommen mag, erscheint die künstlerische Arbeit von Thaemlitz in einem fruchtbaren und irritierenden Schwebezustand: Den Zuhörer herausfordernde akustische Segmente aus dem Geiste der Avantgarde stehen neben sinnlich-poetischen und eingängigen - wobei der Hörer aber wiederum immer im Unsicheren belassen wird, ob diese klaren Zuordnungen stimmen oder nicht ironisch gebrochen sind. So unterläuft Thaemlitz formal wie inhaltlich z.B. in der vermeintlich klassisch investigativen Episode "Trans-Portation" den Diskurs über die Benachteiligung von Transgendern bei Flugreisen und die Warnung vor Attentätern in Frauenkleidern; die Aussage läuft anscheinend ins Leere. Der Hörer wird vielmehr zum "Spiel" mit seinen Wahrnehmungserwartungen aufgefordert, auf die Wahrheit der Zwischentöne verwiesen. Terre Thaemlitz hat sein erstes Hörspiel bewusst für eine zweisprachige Version konzipiert, bei der die englisch-japanische Realisation im Zentrum steht und die deutsche Synchronfassung eine hauptsächlich sinnvermittelnde Funktion übernimmt. Der Hörer kann dabei seine Perspektive über den Balanceregler des Stereopanoromas zusätzlich auf seine Hör-Bedürfnisse abstimmen: Auf dem rechten Kanal sind die deutschen Synchronstimmen zu hören, vorwiegend auf dem linken die englisch-japanischen Originalstimmen.

Terre Thaemlitz studierte bis 1986 in New York Kunst, in den 90ern wird er zu einem der gefragtesten DJs auf der 42sten Straße. Als DJ Sprinkles "bester Underground DJ 1991", jüngst realisierte er auch zahlreiche Multi-Media-Performances in Deutschland. Zu seinen CDs zählen u.a.: "Means from an End" (1998), "Lovebomb" (2003). Er lebt in Kawasaki, Japan, und gilt als wichtigster Konzept-Musiker innerhalb der New Electronica Music. Die Ästhetik des Electro-Pop vereint er mit theoret ischen Diskursen. Dabei bearbeitet er sein akustisches Material - Klänge, Read y mades, Sprachspuren von Radiosendern, O-Töne privater Gespräche - zu einer Montage disparater Schichten, die zwischen Dance-Floor, Deep House und "Hörspiel" stehen.

A
A

Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Terre ThaemlitzSprecher
SakiSprecher
Viktoria MayerSynchronsprecher
Daniel ChristensenSynchronsprecher
u.a.


 


1

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Hessischer Rundfunk 2004

Erstsendung: 17.11.2004 | hr2 | 57'00


REZENSIONEN (AUSWAHL)

  • Frank Kaspar: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 17.11.2004. S. 38.

Darstellung: