ARD-Hörspieldatenbank

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Ars acustica


KLANGRAUM-RAUMKLANG-Festival, Köln


Rolf Julius

Song Books 1-6



Realisation: Rolf Julius

Seit den 1990er Jahren ist die vermehrte Integration von nicht tönenden Elementen in den Installationen von Rolf Julius zu beobachten. Zu Lautsprechern, die, mit kleinen Pflastersteinen verbunden, deren Klänge spielen, gesellen sich rein skulpturale Steinfelder, Fotos anderer Klangobjekte und auf Glasscheiben gesiebte Pigmentflächen, die wegen des Kontextes ihres Erscheinens zwar Klänge evozieren mögen, akustisch jedoch stumm bleiben. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung waren die jüngsten Wandarbeiten im Museum für Angewandte Kunst zu verstehen, in denen Julius im Rahmen des KLANGRAUM-RAUMKLANG-Festivals am 13. Juli 2004 eine Vielzahl von Inkjet-Prints auf Japanpapier, jeweils einzeln gerahmt, in mehreren Reihen zu großen Flächen zusammenfügte. Die Blätter zeigten je einen roten oder schwarzen, an den Rändern unregelmäßig geformten runden Fleck, der durch Computerbearbeitung aus Digitalfotos gesiebter Pigmentflächen abgeleitet worden war. Die Titel dieser Arbeiten ("Piano piece no.1", 1998, "Piano concerto", 2001, "Cello piece", 2002) deuteten auf das Klangliche hin, das ihnen inne wohnt. Nach diesen Konzert-Stücken hatte Julius Songbooks konzipiert, in denen bis zu zwanzig Blätter hintereinander gebunden waren. Das dünne Japanpapier ließ weiter unten liegende graphische Elemente durchscheinen; nach dem Umblättern waren die durchschlagenden Rückseiten sichtbar. In der Realisation "der maulwerker" lagen zwölf Liederbücher auf einem langen Tisch. Die Ensemble-Mitglieder nahmen, ganz wie zuvor in der Ausstellung die Besucher, Liederbücher in die Hand, blätterten in ihnen, fanden eine Situation und setzten diese klanglich um. Dabei konnten sie sich im Raum bewegen. Nach ihrer Aktion kehrten sie zum Tisch zurück, legten das Buch ab, nahmen ein neues oder traten vorübergehend ab. So entstanden sich in wechselnden Dichten überlagernde Simultanaufführungen, die in der klanglichen Gestaltung die Anlage der Bücher selbst mit ihren Überlagerungen aufgriffen.

Rolf Julius, geboren 1939, gehört international zu den Klangkünstlern, die sich in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts als Pioniere dieser Kunstrichtung gewidmet haben. Seine "stillen", Raum bezogenen Arbeiten sind bis heute beispielhaft und wegweisend für die weitere Entwicklung dieses Genres. Die Philosophie von John Cage, "die Dinge das sein zu lassen, was sie sind", hat ihn so nachhaltig beeindruckt, dass er sein Werk dieser Maxime verschrieben hat. Seit 1975 beschäftigt sich der Künstler mit Klang im/zum Raum, bescheiden aber durchsetzungsstark hat er in der ganzen Welt und in den wichtigsten Ausstellungen - von der documenta bis zur Paris Biennale - seine Klangarbeiten präsentiert. 2004 wurde Rolf Julius mit dem Ehrenpreis des Deutschen Klangkunst-Preises für sein künstlerisches Lebenswerk ausgezeichnet.

"die maulwerker", in der aktuellen Formation seit 1993 existent, gelten als Spezialisten in den Schnittmengen von Musik und Theater, Musik und Sprache, in der Durchdringung von Musik und Raum, von Klang und Stille. Sie zeigen international ihr Repertoire der Klassiker der Neuen (Vokal-) Musik und des Experimentellen Musiktheaters - von Schnebel, Cage, Kagel, Fluxus (...) - sowie zunehmend auch die Arbeiten mit jungen KomponistInnen, HörspielautorInnen, KlangkünstlerInnen und RegisseurInnen.

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Mitwirkende

Ensemble: die maulwerker


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 2004

Erstsendung: 01.01.2005 | 23:05 Uhr | 45'40

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