ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Science Fiction-Hörspiel
Der große Werbestop
Technische Realisierung: Peter Jochum, Gerlind Raue
Regie: Helge Heynold
Nach dem Totalverbot von Werbung in Presse und Rundfunk sind die Verkaufsmethoden überaus rabiat geworden. Als mit der bedauerlichen Sprengung einer vollbesetzten Passagiermaschine durch einen Versicherungskonzern die Werbeexzesse einen makabren Höhepunkt erreicht hatten, hatten Verbraucherschützer das "Gesetz über die Untersagung jeglicher Art von Werbung für kommerzielle Zwecke in den Massenmedien" durchgesetzt. Seither sind die Anstrengungen der Geschäftsleute, ihre Waren an den Mann zu bringen, von Tag zu Tag größer und ihre Tricks immer undurchschaubarer geworden. Es wird zusehends gefährlicher in den Städten, und es hilft wenig, Geld und Einkaufstaschen zu Hause zu lassen. Das muß auch Heribert erfahren, der ungeachtet der Warnungen seiner Frau mit dem Bus in die Stadt fährt, um zu sehen, ob an den Gerüchten etwas Wahres ist. Das Stadtbild hat sich sehr gewandelt. An den Straßenecken stehen ehemalige Werbetexter und Anzeigenleiter, und auf den Bürgersteigen schleppen bereits Verführte aufgeblähte Einkaufsnetze, prallvolle Tüten und überquellende Körbe. An der Haltestelle fällt das ganze Verkaufspersonal der umliegenden Geschäfte über die Fahrgäste her. Kaum hat Heribert den schützenden Bus verlassen, fühlt er sich schon von eifrigen Händen ausgezogen und ist wenige Augenblicke später von den Schultern bis zu den Knöcheln neu eingekleidet. Auf der Flucht vor verkaufswütigen Verkäufern rettet er sich hinter eine offenstehende Aufzugtür, um sich wenig später zur Freude jubelnder Verkäuferinnen im obersten Stockwerk eines Warenhauses wiederzufinden. Nur mit dem Mut der Verzweiflung gelingt es ihm, über und über mit Waren behängt, sich den Rückweg zu erkämpfen. Irgendwie müssen die Verkäufer in seiner Brieftasche seine Adresse gefunden haben, denn am nächsten Tag bricht eine wahre Rechnungsflut über ihn herein. Seine Frau muß mit einem Nervenzusammenbruch in die Klinik, wo lastwagenweise Schockpatienten, ehemals harmlose Konsumenten, eingeliefert werden. Seine Alpträume und Zwangsvorstellungen von heimtückischen Händlern werden Heribert noch lange begleiten.
