ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Mundarthörspiel
Wi sin dr jä no
Sprache des Hörspiels: niederdeutsch
Technische Realisierung: Jürgen Mönkediek, Alexander Buske
Regieassistenz: Daniela Wakonigg
Regie: Georg Bühren
Mia und Jan sind alt. Aber die gemeinsamen Jahrzehnte haben sie nicht stumm gemacht, es gibt noch viel zu reden – Nebensächlichkeiten, Krankheiten, Alltagsgeschichten. Ab und zu bringt die Tochter das Enkelkind vorbei – dafür sind Opa und Oma immer gut. "Kein Problem", sagen sie, "wi sind dr jä no!" – "Wir sind ja noch da!" Von außen ist nicht viel Neues zu erwarten, der Briefträger geht meist an ihrem Haus vorbei, im Briefkasten landen nur Werbung und Bettelbriefe. Dabei hätten sie gern mal einen Brief aus Amerika oder Neuseeland, irgendein Lebenszeichen von ihrem Sohn, dessen Adresse sie nicht kennen. In der Sozialordnung des Landlebens nahmen die Alten stets eine besondere Rolle ein. Sie genossen Respekt, hatten im Alter feste Aufgaben und waren "up'n aollen Dagg" in den ländlichen Betrieb der Großfamilie integriert. Mit der Umwandlung der Höfe in Industrieanlagen verschwanden auch die bis dahin natürlichen familiären Strukturen.
Norbert Johannimloh, geboren am 21. Januar 1930 in Verl bei Gütersloh, brachte zu Beginn der sechziger Jahre neue Töne in die niederdeutsche Literatur Westfalens. Er war der erste, der ein Originalton-Hörspiel im Dialekt produzierte, er provozierte das an leichte Kost gewöhnte plattdeutsche Publikum mit ungewöhnlichen Formen und Inhalten. Viele seiner Hörspielideen und -motive tauchen in seinen beiden hochdeutschen Prosabänden "Appelbaumchaussee" (1983) und "Roggenkämper macht Geschichten" (1996) wieder auf. Zuletzt produzierte der WDR sein Wiedertäufer-Hörspiel "Judith van Mönster" (2000).