ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspielbearbeitung



Nancy Cunard

Pikdame

Aus Pamphleten Nancy Cunards


Vorlage: Texte, Aufzeichnungen (Aufzeichnungen, englisch)

Übersetzung: Pociao

Komposition: Ulrike Haage

Technische Realisierung: Thomas Meinetsberger

Regieassistenz: Jacob Watson


Realisation: Ulrike Haage

Das aufrührerische Leben der Nancy Cunard (1896-1965) steht im Mittelpunkt dieser jüngsten Radioarbeit von Ulrike Haage. Cunard, geboren in London als Erbin eines Reeders und einer Adligen, liebte Lyrik, Jazz und die Unabhängigkeit. Schon als Kind pflegte sie Umgang mit Andersdenkenden, in ihrer Jugend befreundete sie sich mit Intellektuellen, mit Dadaisten und Surrealisten. Mit 29 Jahren hatte sie bereits drei eigene Gedichtbände veröffentlicht ("Outlaws" 1921, "Sublunary" 1923, "Parallax" 1925). 1930 gründete sie in Paris "The Hours Press", einen Handpressen-Verlag für zeitgenössische und experimentelle Dichtkunst. Als erste Verlegerin brachte sie Samuel Becketts frühes Gedicht "Whoroscope" heraus. Ihre offen gelebte Liebe zu Henry Crowder, einem in Europa spielenden Jazzpianisten aus Georgia, machte sie zum Star der Boheme, in Paris bewundert, in der Londoner High Society aber kritisch beäugt. Mit Crowder als Partner bei "Hours Press" verlegte sie 1934 "Negro Anthology", die weltweit erste und bis heute einzigartige Anthologie afroamerikanischer Literatur, genau in dem Moment, als Bürgerrechte der Schwarzen in Frankreich zum Thema wurden. Beigelegt wurde einigen Exemplaren sogar eine Schellackplatte von Crowders Jazz. Im Spanischen Bürgerkrieg schrieb Nancy Cunard vor Ort als Reporterin antifrankistische und antifaschistische Artikel für den "Manchester Guardian" und rief mit einem Fragebogen hunderte von Literatur- und Kunstkollegen unter dem bis heute gängigen Aktions-Motto "Authors take sides" zur Stellungnahme auf. Nach ihren Produktionen über Louise Bourgeois und Helen Hessel nimmt Ulrike Haage wieder die Biografie, Texte und Aufzeichnungen einer ungewöhnlichen Frau als Grundlage für eine musikalische Form der Erzählung im Radio. Mit Archivmaterial aus den USA sowie in Deutschland bislang unveröffentlichten dokumentarischen Texten und Gedichten Nancy Cunards reflektiert das Hörspiel ihr bewegtes Leben. Mit von der Partie in den halbfiktionalen Szenen sind zwei intime Freunde Cunards, seit früher Kindheit der irische Schriftsteller George Moore sowie Norman Douglas, ein britischer Wissenschaftler und Intellektueller. Beide schulten Cunards kritischen Weltblick. Angereichert mit Zitaten von Cunards Weggefährten komponiert Haage das Bild einer Frau, die als Salonrebellin galt, aber auch eine mutige Kämpferin für Freiheit und Gerechtigkeit war.

Ulrike Haage lebt in Berlin und verantwortet Theaterkompositionen, Konzerte sowie Featureproduktionen. 2003 erhielt sie den Deutschen Jazzpreis. Zu ihren Arbeiten beim BR zählen u.a. "Apokalypse Live" (1994, von Andreas Ammer und FM Einheit, Komposition: Ulrike Haage und FM Einheit; das Stück erhielt den Hörspielpreis der Kriegsblinden 1994) und "Odysseus 7" (1997, von Andreas Ammer, FM Einheit, Ulrike Haage), "7 Dances of the Holy Ghost" (1998, von Andreas Ammer und Ulrike Haage), "Bei unserer Lebensweise ist es sehr angenehm, lange im voraus zu einer Party eingeladen zu werden" (1999, von Jane Bowles und Katharina Franck; Regie: Ulrike Haage und Andreas Ammer), "Reise, Toter" (2001, von Durs Grünbein; Regie: Ulrike Haage), "Last Words" (2001, von William Burroughs; Regie: Ulrike Haage und Barbara Schäfer), "ding fest machen. Nach Aufzeichnungen von Louise Bourgeois" (2003, von Ulrike Haage; Regie: Ulrike Haage).

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Susanne-Marie WrageNancy Cunard
Gerd WamelingGeorge Moore
Frank GlaubrechtNorman Douglas
Kathrin AngererWeibliche Stimme aus dem Off
Ingo HülsmannMännliche Stimme aus dem Off
Christian GaulErzähler


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2006

Erstsendung: 20.02.2006 | 20:30 Uhr | 47'42

Darstellung: