ARD-Hörspieldatenbank

Originalhörspiel


jeder ist. so ein lärm. Radio-Hommage an Dieter Roth


Michael Lentz

rot sehen


Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Susanne Herzig

Regieassistenz: Martin Trauner


Realisation: Michael Lentz

Im Juni 1985 stellt sich Dieter Roth im Münchner LOFT auf Einladung des Produzenten Karlheinz Hein vor die Kamera. Um ihn herum eine Dieter-Roth-Ausstellung mit Bildern, Büchern, Buchobjekten und Objekten aus dem unendlichen Kosmos seiner Werke. Mit von der Partie: Björn Roth und einige Gäste. Roth will aus seinen eigenen Werken lesen, aber Raum, Zeit und Stimmung scheinen ungünstig. Dieter Roth nimmt einen langen Anlauf vor laufender Kamera, dann liest er über eindreiviertel Stunden mal amüsiert, mal verunsichert, mal melancholisch und mit wechselnden Einschätzungen der eigenen Arbeit Prosa und Lyrik. Das unveröffentlichte Video der Lesung ist der Ausgangspunkt für Michael Lentz' Betrachtungen im Hörspiel "rot sehen". "Was sieht man, wenn man hört? Dieter Roth sieht der Hörer jedenfalls nicht, aber er hört ihn. Also sieht er ihn. Kann man, wenn man jemanden zum ersten Mal dergestalt sieht, darauf schließen, wie er ist? Fügt sich seine Beschreibung zu einem Bild? Welchen Anteil hat die Stimme an diesem Bild? Und geht das, Bilder von Dieter Roth so zu beschreiben, als wären es alles dessen Selbstbildnisse? Das Audioporträt 'rot sehen' ist komponiert aus drei Stimmen. Die Stimme Roths wird flankiert von einer weiblichen und einer männlichen Studiostimme. Was diese erzählen, an Beobachtungen wiedergeben oder an Mutmaßungen anstellen, ist direkte Reaktion auf die filmisch dokumentierten Ereignisse. Auf eine isländische Gesprächspassage zwischen Roth und seinem Sohn antwortet eine Erzählung, die als Reaktion auf Roths Islandbilder und eine Reise auf die Vulkaninsel entstanden ist. Landschaft als Hörbild und (Selbst-)Porträt. Die Stimmen fallen sich ins Wort, kommentieren einander, lesen miteinander. Roths Gedicht 'Im Wirtshaus zum nächtlichen Treiben' wird inszeniert als Hörspiel im Hörspiel. Dann ist die Lesung zu Ende. Hören ist Sehen. Mit anderen Mitteln." (Michael Lentz)

Dieter Roth (1930-1998), in Hannover geboren, in Basel gestorben, war Grafiker, Maler, Bildhauer, Filmemacher, Dichter und Musiker. Er lebte in der Schweiz, den USA und Island. Roth machte zahlreiche Gemeinschaftsarbeiten mit u.a. Daniel Spoerri, Arnulf Rainer, Oswald Wiener, Richard Hamilton, Emmett Williams, Dorothy Ianonne und mit seinen Kindern Vera und Björn Roth.

Michael Lentz ist 1964 in Düren geboren. Er ist Autor, Musiker und Interpret experimenteller Texte. Er hat u.a. "Neue Anagramme" (1998), "Muttersterben" (2002, Ingeborg-Bachmann-Preis 2001) und "Liebeserklärung" (2003) veröffentlicht. Der BR sendete seine Hörspiele "Absprache - 5 Sprechakte" (1995), "Muttersterben" (2002) und "Exit" (2005).

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Michael Lentz
Sophia Siebert


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2006

Erstsendung: 09.06.2006 | 20:30 Uhr | 58'21

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