ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Das Geisterschiff
Vorlage: Das Geisterschiff (Theaterstück)
Komposition: Ralf Haarmann
Technische Realisierung: Rike Wiebelitz, David Jacobs
Regieassistenz: Ralf Haarmann
Regie: Martin Zylka
Um Weihnachten 1996 ertranken fast 300 Flüchtlinge vor der Südküste Siziliens. Wochen später fanden Fischer Leichenteile in ihren Netzen. Als die Küstenwache nichts unternahm, warfen die Fischer die Körper zurück ins Meer. Sechs Jahre lang behielt das Dorf den Vorfall für sich, der untergegangene Kutter wurde offiziell zum "Geisterschiff" erklärt, bis eine italienische Tageszeitung mit Unterwasserbildern den Beweis von der Existenz des Schiffes erbrachte. Prominente wie Romano Prodi und Dario Fo schickten Petitionen an die italienische Regierung und forderten die Bergung des Schiffes. Aber da es knapp außerhalb der italienischen Hoheitsgewässer gesunken war, sah man keine Verpflichtung, sondern eine rein humanitäre Angelegenheit. Bis auf den heutigen Tag ist nichts geschehen. Diese Fakten nimmt die Theater- und Hörspielautorin zum Anlass, mit wechselnden Perspektiven auf dieses Ereignis zu reagieren. In fiktiven Dialogen auf der Basis intensiver Recherchen am Ort des Geschehens gestaltet Margareth Obexer eine eindringliche Stimmenkomposition, die mit Elementen des "fliegenden Holländers" und der Apokalypse ein modernes Requiem darstellt.
Margareth Obexer, 1970 in Brixen, Südtirol geboren, lebt in Berlin. Nach dem Studium der Komparatistik, Romanistik und Philosophie war sie Schülerin des im Herbst 2005 verstorbenen Wolfgang Bauer ("Schule für Dichtung", Wien), danach Stipendiatin in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Ungarn. Sie arbeitete als Dramaturgin u.a. am Maxim-Gorki-Theater in Berlin, inszenierte (zumeist) eigene Theaterstücke. Der WDR sendete zuletzt "Hidden See" in der Inszenierung der Autorin (2005). "Das Geisterschiff" erschien im Oktober 2005 als bibliophile Ausgabe bei Merz & Solitude.