ARD-Hörspieldatenbank

Ars acustica

Jens-Uwe Dyffort, Roswitha von den Driesch

Goliath

Realisation: Jens-Uwe Dyffort, Roswitha von den Driesch

Fenster explodieren, Türen fliegen, Decken und Wände wackeln, bröckeln, brechen zusammen, Etagen stürzen ein, Treppenhäuser fallen in sich zusammen, gigantische Betonmassen werden zu Boden gedrückt. Eine Explosion und den anschließenden Zerfall eines Gebäudes überlebt nichts und niemand. Auch kein Mikrophon. Doch das Klangkünstlerduo Jens-Uwe Dyffort und Roswitha von den Driesch nahm die unvermeidbare Zerstörung von 16 Innen-Mikrophonen in Kauf und nutzte die einzigartige Möglichkeit, die Detonation eines Gebäudes und seinen anschließenden Zerfall von innen hörbar zu machen. Im August 2006 wurde der riesige Wohnblock Goliath in Marl mit mehr als 300 Wohnparteien gesprengt. Dyffort und von den Driesch reisten nach Marl und dokumentierten den verwaisten Wohnraum samt seiner Umgebungsgeräusche, die Sprengung sowie den anschließenden Zerfall Goliaths. Ausgehend von diesen Realklängen ist das Hörstück "Goliath" entstanden - ein Stück, das einen einmaligen örtlich gebundenen akustischen Prozess sinnlich erfahrbar werden lässt.

Jens-Uwe Dyffort, geboren 1967 in Erfurt, ist Klangkünstler, Komponist und Software-Entwickler. Er studierte bei Franz Martin Olbrisch und Walter Zimmermann an der Universität der Künste Berlin und besuchte Kurse u.a. am IRCAM Paris.

Roswitha von den Driesch, geboren 1964 in Saarburg, studierte Architektur und Bildhauerei, sie ist Klangkünstlerin und arbeitet mit Video- und Bildanimationen. Seit 1994 arbeiten beide im Team zusammen und zeigten ihre Installationen und Hörstücke u.a. auf einem See, in Galerien oder in Gärten und Höfen. Für ihr Projekt "In der Schwebe" erhielten sie 2006 den Deutschen Klangkunstpreis.