ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Manès Sperber in Berlin
Technische Realisierung: Eduard Kramer, Adeltraut Hahn-Schumann
Regieassistenz: Wolf Quiel
Regie: Hans Emmerling
Manès Sperber, Jude, Emigrant in Paris, gewesener Kommunist, Psychologe und Schüler von Alfred Adler, Schriftsteller und Romancier, hat die entscheidenden Jahre der Weimarer Republik, den Beginn des Nazismus, die ersten Verhaftungen, den ersten Terror in Berlin als Mitglied der KPD und des Komintern selbst miterlebt. Jetzt, nach über 30 Jahren, gerade hatte er den Büchnerpreis erhalten, sieht er die Stadt, die nurmehr in seiner Erinnerung wach ist, zum erstenmal wieder. Was geschieht im Kopf, im Denken, im Fühlen und Wahrnehmen eines Mannes, der, nach so langer Zeit, ein anderes Berlin, eine neue politische Situation antrifft? Hans Emmerling hat Manès Sperber mehrere Tage auf dessen Erkundungsgang in Berlin begleitet, und alle Äußerungen, Eindrücke, Reflexionen, Erinnerungen wurden auf Tonband aufgezeichnet. Die Durchdringung von Gegenwart und Vergangenheit im Gedächtnis eines Zeitgenossen, die Berichte anderer aus dieser Zeit, die man zufällig traf, lassen Geschichte auf eine sehr persönliche Art lebendig werden. Es ist nur ein einziger Mann, der da Berlin wiedersieht, und doch vermittelt er dem Zuhörer eine Vorstellung davon, welche Kräfte im Spiel und welche Vorgänge es waren, die Berlin zu dem gemacht haben, was es heute ist: eine geteilte Stadt in einer geteilten Nation.