ARD-Hörspieldatenbank
Ars acustica
tempered reality: berlin bahn bells
Komposition: Hans W. Koch
Ein knapper Kilometer Luftlinie liegt zwischen dem Berliner Hauptbahnhof und dem Carillon im Tiergarten. Bei günstigem Wind kann man das Glockenspiel vor dem Bahnhof hören, nicht aber den Bahnhof am Carillon. Der Komponist Hans W. Koch nutzt diesen Effekt, um akustischen Alltag und kunstvolle Klangerzeugung miteinander zu verschränken: Für "berlin bahn bells" mikrofoniert er Klänge des Hauptbahnhofes und überträgt sie zum Carillonturm. Dort wird daraus mit elektronischen Analyseverfahren eine Echtzeit-Partitur erzeugt. Wie aus einem Klavierauszug spielt Jeffrey Bossin die klingende Realität der Bahnhofswelt auf dem Carillon nach. Das Ergebnis schallt bis zum Hauptbahnhof hinüber und wird dort wieder Teil der nachgebildeten Realität.
Hans W. Koch, geboren 1962, studierte Geschichte und Physik in Weingarten sowie Komposition in Köln. 2008 wurde er beim Prix Ars Electronica ausgezeichnet.