ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Originaltonhörspiel, Collage
Memory Loops (3. Teil: Ettstraße / Maistraße / Haar / Hackerbrücke)
Tonspuren zu Orten des NS-Terrors in München 1933-1945
Komposition: Michaela Melián
Redaktion: Herbert Kapfer, Katarina Agathos
Technische Realisierung: Carl Oesterhelt, Michaela Melián, Hans Scheck, Susanne Herzig, Mario Thaler
Regieassistenz: Kirsten Böttcher
Realisation: Michaela Melián
Memory Loops ist ein Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus in München in Form eines Audiokunstwerks. Es basiert auf historischen Originaltönen von NS-Opfern und Zeitzeugen. Das Kernstück des Kunstwerks ist die Website memoryloops.net, auf der das gesammelte Erinnerungsmaterial in Form von 300 deutschen und 175 englischen Tonspuren zum Download bereit liegt. Fünf der 300 Tonspuren sind einstündige, thematisch variierende Memory Loops, die sich durch die ganze Stadt bewegen. Eine dieser fünf Tonspuren ist betitelt "Ettstraße Maistraße Haar Hackerbrücke": Die NS-Ideologie entschied, ob ein Mensch "lebensunwert" war und als Schädling galt und damit auf gleicher Stufe mit Wanzen oder Flöhen stand. Pseudowissenschaftliche Diskurse lieferten die Rechtfertigung für das "Ausmerzen" - ein Euphemismus für Zwangssterilisation und Massenmord. "Ich möchte die Direktion in Eglfing-Haar bitten, mir über den Gesundheitszustand meines Kindes, Alter drei Jahre, Nachricht zukommen zu lassen, da das Kind von hier fort kam, ohne uns irgendetwas zu sagen ..." Dieser Memory Loop lässt oft vergessene NS-Opfer zu Wort kommen und verortet ihre Stimmen an medizinischen Institutionen Münchens, die die Politik der 'Rassenhygiene' praktizierten. Die Stimmen dieser Opfer sind zu einer Collage arrangiert: Berichte zweier Münchner Sinti, ein Schriftwechsel zwischen der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar mit Patienten-Angehörigen, die beunruhigt sind über das Verschwinden ihrer Verwandten sowie Erzählungen zwangssterilisierter Frauen und Männer.