ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Dokumentarhörspiel
Das Pferd, das den Karren zieht
Ein Unternehmen feiert sein 75-jähriges Bestehen (Kurze Fassung)
Redaktion: Heinz Hostnig
Regie: Theo Gallehr
"Bei der Überlegung, auf welche Weise Widersprüche zwischen kapitalistischer Ideologie und kapitalistischer Praxis aufgezeigt werden können, schien das Hörspiel mit Möglichkeit der Konzentration auf die Sprache als Ideologieträger eine geeignete Form zu sein. Unter Hör-Spiel wird hier nicht die Inszenierung einer erfundenen Realität verstanden, sondern die Montage von Originaltönen und Zitaten aus Dokumenten. Die Originaltöne sind ausgewählte Fragmente aus Interviews mit sechs Personen, die auf verschiedenen Stufen einer betrieblichen Hierarchie stehen. Sie gehören zwar zwei verschiedenen Unternehmen an, da diese sich aber nicht nur in der Struktur gleichen, sondern auch die in ihnen gehandhabten Praktiken weitgehend übereinstimmen, empfahl es sich, eine Collage herzustellen. Dasselbe gilt für die ausgewählten Zitate, die überwiegend den Jubiläums-Festschriften zweier Unternehmen entnommen sind sowie Texten, die der interviewte Unternehmer an verschiedener Stelle über sich selbst, über sein Unternehmen und über die Aufgabe von Unternehmern schlechthin veröffentlicht hat. Das Unternehmen bleibt anonym. Das hat zwei Gründe: 1. Die angewandte Collage-Technik 2. Politische Überlegungen: Nicht ein einzelner Unternehmer soll - aus jeweils wechselnden Perspektiven - porträtiert werden, sondern "alle, die es immer wieder geschafft haben, unter den verschiedensten Staatsformen (Kaiserreich, Weimarer Republik, Drittes Reich, Bundesrepublik) dassele zu erreichen, nämlich die gesellschaftlichen Verhältnisse auszunutzen für ihre Interessen". (Zitat aus einem Gespräch mit dem Betriebsratsmitglied) Der gewählte Rahmen des Betriebsjubiläums bietet die Möglichkeit, die beschönigende Selbstdarstellung unternehmerischen Denkens und Handelns sowie die durch gekaufte Schriftsteller oder dienstbare Werbeagenturen hergestellten Geschichtsklitterungen (Festschriften) zu kontrastieren mit den Lebensläufen und Arbeitsbedingungen derjenigen, die nicht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen: der Angestellten und Arbeiter nämlich, "die wesentlich dazu beigetragen haben, daß das Unternehmen, das hier Jubiläum feiert, überhaupt existiert" (Aus dem Gespräch mit dem Betriebsratsmitglied)." (Aus dem Exposé des Autors)
