ARD-Hörspieldatenbank
Ars acustica
Winterreise - Featuring Schubert's Winterreise
Vorlage: Winterreise (Liederzyklus)
Komposition: Franz Schubert, Werner Cee
Redaktion: Manfred Hess
Dramaturgie: Manfred Hess
Realisation: Werner Cee
"Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh' ich wieder aus", mit diesen Versen beginnt die "Winterreise", der wohl bekannteste Liederzyklus der Romantik, den Franz Schubert nach den Gedichten von Wilhelm Müller kurz vor seinem Tode 1827 für Gesangsstimme und Klavier komponierte. Ein Wanderer zieht ohne festes Ziel durch die Winternacht und erzählt von Liebesschmerz und enttäuschter Hoffnung auf politische Freiheit. Schuberts romantische Passionsgeschichte dient Werner Cee als Ausgangsmaterial für eine zeitgenössische Interpretation, in der die Original-Klavierstimme nur über das E-Piano von Walter Grossmann zitiert wird: So wandeln bearbeitete Naturklänge, die Sounds des norwegischen Gitarristen Eivind Aarset und der vom Autor gespielten "e-ch'in" sowie die exzentrische, englisch gehaltene Vortragskunst des australischen Puppen- und Theaterspielers Neville Tranter den Schubert-Zyklus zu einer irritierenden und suggestiven Klangreise in durchaus heutige menschliche Abgründe. Der Schwerpunkt dieses Hörstücks liegt aber nicht auf dem musikalischen Werk "Winterreise" selbst, sondern auf dem Phänomen "Winterreise", dem Mysterium. Die Originalkomposition bleibt zurück, dient nur noch als Auslöser für individuelle Klang-Reisen, ist aber als Leitphänomen immer präsent. So wurden auch bewusst die Liedtexte auf Englisch gesprochen, aber niemals zur Originalmelodie gesungen. Die neue Komposition schildert in ihrem langen Spannungsbogen die Wanderungen und Irrfahrten einer Winterreise, mäandert zwischen unterschiedlichsten Musikstilen, zwischen Tonalität und Atonalität, zwischen Musik und Geräusch.
Werner Cee lebt als Musiker, Bildender Künstler und Hörspielmacher nahe Marburg und lehrt seit 2008 Media Art an der Berner Kunsthochschule.