ARD-Hörspieldatenbank
Sendespiel (Hörspielbearbeitung)
Hinkemann
Eine Tragödie
Vorlage: Hinkemann (Theaterstück)
Regie: Julius Witte
"Langewisch (Hinkemann) und Thessa Wenk (Grete) trugen gemeinsam die Tragödie. Bei beiden bewirkt das funkmäßig gehemmte Spiel eine unendliche Erweiterung der modulatorischen Möglichkeiten (das war besonders bei Langewisch durch den Vergleich der Funkrolle mit der Bühnenrolle festzustellen). Erstaunlich war, wie beide sowohl große Dynamik als feinste Agogik von Anfang bis Ende gleichmäßig beherrschten, ohne Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Die Spielführung Wittes zeichnete sich durch Lebhaftigkeit aus, die besonders dem Tempo und dem klanglichen Kolorit der Aufführung zugute kam. Daß durch das Zusammenwirken verschiedener Kräfte von verschiedenen Stellen aus der Schluß der ersten Szenen des dritten Aktes verpatzt wurde, war jammerschade, da dies der einzige Schönheitsfehler im Ganzen war. Dramaturgische Aenderungen bestanden in kleinen Abstrichen, die auf Erhaltung des gleichmäßigen Flusses und das Festhalten der tragischen Linie abzielten. Bedeutung für das Hörspiel als solches hat allerdings die Streichung der Traumszene in III, 1. Nicht nur, daß durch die Unterdrückung dieser Milieuszene die Tragödie aus dem Jahre 1921 weg in eine gewisse Zeitlosigkeit gehoben wird. Es wird in dem Traum eine Gestaltungsform beseitigt die für Toller etwas bedeutet. (Die Hälfte der "Wandlung" z. B. sind Traumszenen!) Weicht Witte mit der Streichung dem Problem der Darstellung "Traumwirklichkeit neben Wachseinsmöglichkeit" im Hörspiel aus, oder verneint er die Darstellungsmöglichkeit (unter Umständen nur in diesem besonderen Falle)?" (N. N.: Der Deutsche Rundfunk. 5. Jahrgang. Heft 27. 3 Juli 1927. S.1854)
Im Programmteil wird noch Wilhelm Engst als Sprecher des "Hinkemann" angegeben.