ARD-Hörspieldatenbank

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Originalhörspiel



Konrad Maril

Clown wider Willen

Rundfunkschwank



Regie: Franz Joseph Engel

"Ein Hörspiel, also ein vom Verfasser für den Rundfunk geschriebenes Werk, ist die dreiteilige Rundfunkkomödie "Der Clown wider Willen". Es würde an dieser Stelle, im Rahmen einer knappen Vorbereitung und Einführung, zu weit führen, die Unterschiede zwischen Schau- und Hörspielen des langen und breiten auszuführen. Als wesentlich wollen wir bloß hervorheben, daß das Hörspiel in seinen Forderungen ebenso wie in seinen Möglichkeiten zwischen Bühnenstück und Film steht. Mit dem einen hat es das Wort, mit dem anderen die Möglichkeit (und Notwendigkeit) der Komposition in Bildern (durch völlige Freiheit im Szenischen) gemein. Also: aus einer Fülle von Szenen, die durch Rhythmus und Atmosphäre sich scharf unterscheiden, baut sich ein Charakter, eine Handlung plastisch vor uns auf. Wir wollen das Hörspiel, von dem heute die Rede ist, durchaus nicht als Musterbeispiel aufgefaßt wissen; schon deshalb nicht, weil wir damit der Kritik vorgriffen; es ist lediglich der Anlaß, in diesen Programmblättern der Schlesischen Funkstunde einmal ganz kurz das Problem des "Hörspiels" zu berühren und so die Hörer zum Nachdenken und damit zur Mitarbeit anzuregen. Im Mittelpunkt der Maril'schen Rundfunkkomödie "Der Clown wider Willen" steht Krupnick, ein gutmütiger Tölpel, dessen erheiternde, zum Schicksal sich formenden Abenteuer die Handlung des Stückes bilden: Er ist der Bigamie angeklagt und wird von dem Kriminalkommissar Jasmin verhört; entwaffnet diesen forschen Beamten durch seine treuherzige Dummheit. Das Verhör wird abgebrochen, Jasmin enteilt zu privaten Besorgungen, und Krupnik, für einen Augenblick allein gelassen, wird zunächst Kriminalkommissar wider Willen. Denn der ratsuchende Zirkusdirektor Trivio hält ihn für Jasmin, klagt ihm sein Leid (Flucht seiner Frau mit dressierten Schweinen und deren Meister) und schleppt den Wehrlosen in den Zirkus zum Lokalaugenschein. Dort ereilt ihn das Geschick. Ein neuer Clown soll an diesem Tage zum ersten Male auftreten; Garderobier wie Stallmeister halten Krupnick für den dringend erwarteten. Schnell ist ein Clownkostüm für ihn beschafft. Nach einem tragikomischen Intermezzo im Löwenkäfig wird er in die Manege gestoßen und erringt wider Willen - oder doch zumindest ohne Absicht - einen großen Erfolg. Die nächste Nummer soll ihn ablösen - da erkennt er in der gefeierten Zirkusreiterin Ludmilla, genannt "La bella Argentina", sein geliebtes, zweites Weib, das er seit Jahren als verschollen betrauert. An ihrer Seite aber und um sie bemüht findet er Jasmin, der trotz der Klagen Trivios nicht zögert, den ohne böse Absicht entlaufenen wieder festzumachen. - Der nächste Tag - in Jasmins Amtszimmer - klärt die Lage: Die erste Heirat Krupnicks war ein von seinen Freunden inszenierter Scherz (der als Zeuge geladene Freund Krupnicks, der ehemalige Standesbeamte Lasak, bezeugt es), so daß seine staatsbürgerliche Unbescholtenheit wiederhergestellt ist. Bleibt noch seine zweite, doch erstgültige Ehe mit Ludmilla, deer "Bella Argentina". Da Direktor Trivio nach dem großen Erfolge des Vortages Krupnick zu glänzenden Bedingungen als Clown engagieren will, hat Ludmilla, eine "hochgestimmte" Seele, gegen die Wiederaufnahme der ehelichen Beziehungen nichts einzuwenden. So löst sich alles in Wohlgefallen auf. Schon dieser knappe Umriß der Handlung andeutet die Beweglichkeit des Hörspiels im Gegensatz zum notwendig geschlossenen Aufbau des Bühnenstückes. Der Hörer ist aufgefordert, dieser losen Bilderreihe willig zu folgen." (F. J. E.: Schlesische Funkstunde. 3. Jahrgang. Nummer 30. 26. 07.1929. S. 11.)

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Hermann BräuerKrupnik
Marianne RubLudmilla Krupnik, genannt "La bella Argentina"
Robert MarlitzKriminalkommissar Jasmin
Willy KochGefängniswärter
Friedrich ReinickeTrivio, Direktor, im Zirkus Trivio
Richard OddaStallmeister, im Zirkus Trivio
Rudolf SchlessenGarderobier, im Zirkus Trivio
N. N.Ein Löwe, im Zirkus Trivio
Rut RosenFrl. Batucci, im Zirkus Trivio
Hans SchallaLasack, ehemaliger Standesbeamter


 


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Hörspiel historisch (vor 1933) - © DRA/Hanni Forrer


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Schlesische Funkstunde AG (Breslau) 1929

Erstsendung: 31.07.1929 | 20:15 Uhr | ca. 105'00


Livesendung ohne Aufzeichnung


Grundlage der Datenerhebung: Nachlass Karl Block (Hörspiele); Schlesische Funkstunde (Programmzeitschrift)


REZENSIONEN

  • Acustos.: Kritik der Woche: Ostdeutsche illustrierte Funkwoche. 6. Jahrgang. 09.08.1929. Heft 32. S. 4.

Darstellung: