ARD-Hörspieldatenbank
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Originalhörspiel
Gewitter
Eine Szene nach Mark Twain
"Moritimer! Moritimer!" - In höchster Aufgeregtheit ruft die junge Frau - sie führt den schönen Vornamen "Evangeline" - ihren Mann, und versucht ihn, der unbekümmert den Schlaf des Gerechten schläft, zu erwecken. - Evageline hat sich in den Kleiderschrank geflüchtet, um dort, dem einzigen sicheren Platz, wie sie behauptet, vor den Gefahren des Gewitters Schutz zu suchen. Durch die vorsichtig geöffnete Schranktür bittet, fleht, beschwört sie ihren Mann, sie durch seine Gleichgültigkeit nicht vorzeitig zur Witwe - ihre unmündigen Kinder nicht zu Waisen zu machen, sondern zu ihr in den Schrank zu kommen, zum mindesten aber, da Moritimer sich wegen Platzmangels weigert, dies zu tun, sich ihren Anordnungen und Schutzmaßnahmen gegen Einschlag und somit Vernichtung der ganzen Familie zu fügen. Zunächst widerstebend (aber er ist ein liebenswürdiger Gatte), fügt er sich ihren Wünschen, bis er zum Schluß mitten im Zimmer auf einem Stuhl steht, dessen Beine er durch Seifen- und Zahnbürstenschalen isoliert - auf dem Kopf den Feuerwehrhelm - an den Füßen seine alten Sporen - ein lebendiger Blitzableiter. Um aber ganz sicher zu gehen, läßt Evangeline den geplagten Gatten die große Hausglocke ziehen - sie muß unbedingt auch Gewitterläuten haben - und durch diesen Lärm angezogen, erscheinen die Nachbarn und erklären ihnen, daß das Gewitter gar kein Gewitter war, sondern die Freudenschüsse anläßlich der Wahl des erwünschten Präsidenten, die soeben im Rundunk übertragen worden ist. Unter Zugrundelegung eines Stoffes nach Mark Twain schrieb Karl Köstlin einen amüsanten Dialog. [...] (N. N.: Die Norag. 6. Jahrgang. Nummer 26. 28.06.1929. S. 9.)
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