ARD-Hörspieldatenbank

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Ars acustica



Thomas Köner

Der Fährmann


Redaktion: Markus Heuger


Realisation: Thomas Köner

Thomas Köner mikrofoniert die dunkle Seite der Gracht und erzählt mit "Der Fährmann" von einer verborgenen Klangwelt Amsterdams, in der Schatten von Erinnerungen und dunkle Vorahnungen im Fadenkreuz des Hörmoments zusammenfließen. Amsterdam liegt einen Meter unter Meeresniveau. Auf Pfählen, die man in den morastigen Boden trieb, baute man die Stadt und schaffte eine dauerhaft instabile Begegnung von trübem Kanalwasser und scheinbarem Festland, in deren nasskaltem Dunst die Kaufleute seit Jahrhunderten ihre Geschäfte besiegeln. Albert Camus' Romanfigur Clamence vergleicht in "La chute" die ringförmigen Kanäle Amsterdams mit den neun Höllenkreisen aus Dantes "Divina Comedia". Thomas Köner, der in jungen Jahren eine Zeit lang in Amsterdam lebte, kehrt mit dem Mikrofon zurück und wird zu einem Fährmann dieser neun Kreise, die Amsterdam heute als pittoreske Grachtenidylle erscheinen lassen. Er entwickelt eine Art klanglicher Röntgenstrahlung, die Klangformen und Texturen hinter den Kulissen der Touristenstadt hörbar macht.

Thomas Köner, geboren 1965 in Dortmund, arbeitet als Medienkünstler mit Musik, Film, Hörspiel und Installationen. Er hat weltweite Präsentationen in Museen (Louvre, Walker Art Center, Centre Pompidou) und auf Festivals (Biennale Venedig, Sonar Barcelona). "Goldene Nica" 2004 (Prix Ars Electronica).

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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 2013

Erstsendung: 04.01.2013 | 49'30

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