ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Als Mariner im Krieg
Vorlage: Als Mariner im Krieg (Tagebuch)
Bearbeitung (Wort): Helmut Peschina
Komposition: Max Nagl
Technische Realisierung: Corinna Gathmann, Angelika Körber
Regieassistenz: Ralf Jordan
Regie: Harald Krewer
Joachim Ringelnatz (1883-1934) hatte bereits vier Jahre seines Lebens als Seemann die Welt bereist und 1905 eigentlich die Seefahrt an den Nagel gehängt. Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Kriegsdienst bei der Marine eingezogen. Weinend verfasst er sein Testament, gleichzeitig aber hat ihn das Kriegsfieber gepackt. So meldet er sich bereits freiwillig am ersten Mobilmachungstag. Ohne seinen anfänglichen Enthusiasmus zu verleugnen, dokumentiert Ringelnatz seinen Einsatz bei der kaiserlichen Kriegsmarine mit all ihren Erlebnissen und Schrecken vom 1. August 1914 bis zum 29. November 1918, also vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur November-Revolution. Er schildert stumpfsinnigen Dienst in düsteren Kasernen und auf Sperrschiffen statt - wie erhofft - auf hoher See. Im Verlauf des Krieges steigt er bis zum Leutnant auf, wird Minensuchboot-Kommandant, ist in Wilhelmshaven, Cuxhaven, Kiel, Warnemünde, an der Memel und in Litauen stationiert. Zuletzt kommandiert er eine Flugabwehrbatterie in Seeheim bei Cuxhaven. Die kaum bekannten Tagebuchaufzeichnungen des Schriftstellers und Stegreifpoeten Joachim Ringelnatz, des Erfinders des ständig betrunkenen Seemanns Kuddel Daddeldu, erschienen erstmals 1928 unter dem Pseudonym Hester im Rowohlt Verlag und erhielten ein großes Echo. Hermann Hesse schrieb: "Weder der Kronprinz noch ein Feldherr hat bisher aus dem Krieg so gut erzählt." Sein Buch gilt heute als eines der wichtigsten kritischen autobiographischen Zeugnisse des Seekriegs der Kaiserlichen Marine. Daneben ist es aber der Dichter Ringelnatz, dessen detaillierte, pointierte zugleich tragikomische Schilderungen eines "Krieges in der Etappe" die Großmachtsehnsüchte der deutschen Marine karikiert.
Joachim Ringelnatz (eigentlich Hans Bötticher) wurde 1883 in Wurzen bei Leipzig geboren. Er war Schriftsteller, Kabarettist und Maler. Er übte unzählige Berufe aus, fuhr als Schiffsjunge und Freiwilliger der Marine von 1901 bis 1905 zur See und war Hausdichter des Künstlerlokals ,Simplicissimus‘ in München. Er machte Bekanntschaft mit der Bohème um Erich Mühsam und Frank Wedekind. Von 1910 bis 1934 veröffentlichte er fast 20 Bücher meist humoristischen Inhalts. 1933 erhielt er Auftrittsverbot durch die Nazis und starb 1934 in Berlin.