ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung, Science Fiction-Hörspiel
Der Stern
Vorlage: Der Stern (The star) (Kurzgeschichte, englisch), Textauswahl (lateinisch)
Übersetzung: Peter Naujack, Adolf Haas
Bearbeitung (Wort): Peter Michael Kersten
Regieassistenz: Bärbel Jarchow, Rainer Clute
Regie: Manfred Marchfelder
Die Wahrheit über den Stern von Bethlehem stürzt einen Geistlichen an Bord eines Raumschiffs in ein tiefe Glaubenskrise. Dreitausend Lichtjahre vom Vatikan entfernt. Kein Forschungsschiff ist je so weit in den Raum vorgestoßen. Daß ausgerechnet ein Jeuit die Expedition als Chefastrophysiker begleitet, liegt in der tausendjährigen wissenschaftlichen Tradition seines Ordens begründet. Er hatte geglaubt, daß der Weltraum kein Macht über den Glauben ausüben könnte, daß die Himmel Gottes Werke rühmen. Nun hat er diese Werke gesehen, und zum ersten Mal in seinem Leben ist sein Glaube tief erschüttert. Ihr Auftrag lautete, die Überreste einer Supernova-Explosion im Phönixnebel zu erforschen. Wenn ein Stern zur Supernova wird, überstrahlt er für kurze Zeit alle Sonnen seines Systems. Im Zentrum der kosmischen Bombe, die vor fast sechstausend Jahren explodiert war und deren Bruchstücke immer noch mit rasender Geschwindigkeit auseinanderfliegen, brennt ein winziger Weißer Zwerg. Alle einmal vorhandene Planeten sind verdampft bis auf einen, der den Stern in gewaltiger Entfernung umkreist und das Inferno überstanden hat. Sie waren gelandet und hatten das unübersehbar in den Fels gesprengte Gewölbe gefunden. Seine Erbauer mußten von der bevorstehenden Katastrophe gewußt und letzte Anstrengungen gemacht haben, dem Zeugnis ihrer Zivilisation Unsterblichkeit zu sichern. Alles Erhaltenswerte hatten sie zu jener Welt hinübergeschafft, in der Hoffnung, daß eine andere Rasse es einst finden würde. Wie läßt es sich mit der Gnade Gottes vereinbaren, wenn eine Zivilisation so vollständig in ihrer Blüte vernichtet wird? Das Datum, wann das Licht dieses Weltenbrandes die Erde erreichte, läßt sich genau bestimmen. Wie strahlend muß es einst, einem Leuchtfeuer gleich, die orientalische Morgendämmerung erhellt haben! Es gab so viele andere Sterne; warum mußte Er dieses Volk dem Feuer überantworten, nur damit das Symbol seines Vergehens den Menschen ein Zeichen setzte?
Peter Michael Kersten hat den von Arthur C. Clarke geschriebenen Monolog kontrapunktisch mit Texten von Ignatius von Loyola unterlegt. (Pressetext nach Horst G. Tröster: Science Fiction im Hörspiel 1947-1987. Hrsg. vom Deutschen Rundfunkarchiv. Frankfurt am Main 1993)