ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Ich, Heinrich Kleist, kann da im Grund für alle Schriftsteller sprechen, liebe Lehrerinnen und Lehrer
Regie: Horst Loebe
Seit sich Schriftsteller mit dem Leben historischer Persönlichkeiten auseinandersetzen, begegnen ihnen zahlreiche immer wieder neu vorgebrachte Bedenken. Zu den am wenigsten überzeugenden Einwendungen gehört in diesem Zusammenhang etwa der Hinweis, daß der dicke Prinz Hamlet mit der Dramenfigur Shakespeares nur den Namen gemeinsam hat.
Auch Elmar Podlech hat mit seinen bisherigen Hörspielen um bekannte Gestalten der Geschichte alle landläufigen Mißverständnisse auf sich gezogen, denen diejenigen ausgesetzt sind, die historisch-biografische Elemente mehr oder weniger frei verwenden, um daraus neue, möglichst exemplarische Vorstellungen zu entwickeln. Auch Heinrich von Kleists Lebensdaten dienen Elmar Podlech nur als Grundlinie für den knappen Aufriß eines Außenseiterschicksals, das stellvertretend für jene vielen steht, die sich nicht in eine festgefügte Gesellschaftsordnung einpassen lassen, mit der sie kaum mehr verbindet als der Zufall, in ihr geboren zu sein. Es spricht für das Können des Autors, daß er in seinem Hörspiel weder sentimentalem Mitleid mit dem verkannten Genie das Wort redet noch den besonderen Fall des Ungewöhnlichen einseitig mit den Maßen der verständnislosen Allgemeinheit mißt, sondern ganz einfach ein Beispiel von dem gibt, was dialektische Notwendigkeit ausmacht.
