ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Der Sohn des Himmels (6. Teil)
Chronik des Herrschers Kuang-Siu
Vorlage: Der Sohn des Himmels (Roman, französisch)
Übersetzung: Simon Werle
Bearbeitung (Wort): Peter Michel Ladiges
Technische Realisierung: Udo Schuster, Regina Kraus
Regie: Peter Michel Ladiges, Stefan Klawitter
Kuang-Siu, der vorletzte chinesische Kaiser, übernimmt 1889 im Alter von siebzehn Jahren die Macht. Sein Wunsch, am Tage der Thronbesteigung den Palast und die Verbotene Stadt zu verlassen, um vom Berg der Betrachtung aus einen Blick auf sein zukünftiges Reich zu werfen, wird von den mächtigen Groß-Eunuchen bereits mißachtet. Denn eine jahrtausendalte Regel sagt, daß der Kaiser nicht gesehen werden darf. Kuang-Siu selbst sieht den großen Park für die kaiserliche Jagd, dahinter die Ebene, das freie Land, die Kanäle, die Flüsse, dahinter die Berge, hinter denen wiederum die vier Meere liegen. "Und hinter dem Meer?", fragt der Kaiser. "Danach kommt nichts mehr", antwortet der Groß-Eunuch, "denn dies ist das Reich der Mitte und das ist alles!" Diese erste Episode wirft wie ein schlechtes Omen ihren Schatten auf die Zeit dieser Regentschaft. Die Versuche des Kaiser, die Etikette zu ignorieren, über die Mauern der verbotenen Stadt hinauszusehen und mächtige Eunuchen durch gelehrte Ratgeber zu ersetzen, scheitern an den Intrigen einer Palasthierarchie, deren Fäden in den Händen seiner Tante, der schrecklichen Kaiserin Ts'en-hui, zusammenlaufen. Und von außerhalb Chinas, dort wo nichts - nichts wesentliches jedenfalls - zu vermuten ist, dringen zunehmend Barbaren in das hermetisch abgeschlossene Reich der Mitte: Händler und Halsabschneider, die die chinesische Wirtschaft bedrohen, aber vor allem schließlich die Zwerge, die kleinen Teufel, die Nichtskönner, die ohne China vermutlich nicht mal über die Schrift verfügen würden: die Japaner.