ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Nr. 989, Aichach Vera Brühne (2. Teil: Vera und Johann)
Mitschnitte
Redaktion: Herbert Kapfer
Technische Realisierung: Josuel Theegarten, Gerhard Wicho, Susanne Herzig
Regieassistenz: Stefanie Ramb
Regie: Michael Farin
Vera Brühne wurde, fast ohne ihr Zutun,
zur Projektionsfläche, auf der sich vieles
spiegelte, was die Gesellschaft der
1960er Jahre an Träumen und Wünschen,
an Begehren und Nöten in sich trug. Und
schon bald ging es gar nicht mehr um
ihre Person: Vera B. wurde schnell zu einer
anderen, frigid und Sexbombe zugleich,
habgierig und grande dame – ein
Katalysator.
Der Mann an ihrer Seite geriet während
des Prozesses zur Nebenfigur. Er wurde
dargestellt als das hörige Faktotum einer
habgierigen und kalten Frau. Das wird
ihm nicht gerecht. Bei der Vernehmung
kommt er jetzt auch einmal zu Wort.
Erst vor kurzem wurden die Akten des
Prozesses zur Erforschung freigegeben;
darunter auch Tonbänder der Vernehmungen
der Beschuldigten Vera Brühne
und Johann Ferbach sowie, als Zeugin,
der Tochter Sylvia Cosiolkofsky durch
Staatsanwalt und Ermittlungsrichter. Es
sind justizgeschichtliche Zeitdokumente
unschätzbarer Art.
Aus diesem Fund entwickelte sich ein bimediales
Projekt. Es bietet zweierlei: das
Hörspiel Nr. 989, Aichach. Vera Brühne
Mitschnitte ist eine pointierte Montage,
eine Melange aus realem Sprechen verquickt
und angereichert um eine schauspielerische
Annäherung an das Gesagte;
das Online-Angebot Vernehmungen im
Fall Vera Brühne. Tonbandprotokolle gewährt
den unverstellten Zugang zu bedeutsamen
O-Ton-Dokumenten. Das Projekt
mit seinen beiden Komponenten
vermittelt ein komplexes Kaleidoskop
der psychischen Befindlichkeit der Angeklagten.
Michael Farin, geboren 1953, ist Verleger und Hörspielmacher. Nach dem Studium der Germanistik und Philosophie in München, promovierte er 1979 und gründete 1982 den Münchner belleville Verlag. Der Bayrische Rundfunk hat von ihm u.a. produziert: "Der innere Turm" (1995), "Das Warheads-Oratorium" (1997) sowie "Berlin(Frau)O-Ton" (2011) und "Berlin(Frau)Sinfonie" (2011).