ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Kurzhörspiel
Top Five - die nominierten Stücke 2017
Gibberish Whispers
Übersetzung: Alessandro Bosetti
Regie: Mara May
„Gibberish“ (engl.) steht für unverständliches Sprachgemisch und wird im Deutschen i.d.R. mit „Kauderwelsch“ betitelt. Eine Fantasiesprache, die weder grammatikalischen Regeln noch einer grundlegenden Systematik folgt. Dabei können Laute, erfundene Worte und Silben oder alle denkbaren Stimm-Geräusche zum Einsatz kommen. Im Gegensatz zu literarischen, konstruierten Fantasiesprachen, die auf logischen Vokabularien und Grammatiken aufbauen, meint Gibberish spontane Sprache, die erst im Moment des Sprechens erdacht wird. Bei dieser Form sprachlicher Artikulation ist das Sprechen von jeglichen Aussagen befreit.
„Gibberish Whispers“ setzt sich mit den Besonderheiten dieser Sprachform auseinander: Was passiert, wenn Worte sinnfrei werden? Zuallererst wird sie niemand verstehen. Aber welche Mitteilungen transportieren sich über Sprachklang, -melodie und -rhythmus, wenn Sprache erst im Moment des Mündlich-Werdens erfunden und entwickelt wird? Welche Ästhetik hat Fantasiesprache? Wie lässt sich Gibberish interpretieren, wie damit kommunizieren? Welche Sprachklänge werden je nach linguistischer Prägung der jeweils sprechenden Person hörbar?
Ausgangspunkt für das Hörstück sind Aufnahmen, die in der gleichnamigen partizipativen Installation GIBBERISH WHISPERS entstanden. Nach dem Prinzip der Stillen Post (engl. „Chinese Whispers“) werden Teilnehmende dazu eingeladen, eine Sprechkabine zu besuchen und ein Interface zu benutzen. Ihre Aufgabe ist es, Sprache zu hören, das Gehörte zu transkribieren und den eigenen Text wiederum einzusprechen. Das Gehörte, Geschriebene und Gesagte ist ausschließlich Gibberish. So entsteht aus der Weitergabe von Sprachfetzen die lebendige Evolution einer erdachten Sprache.
Eine Produktion am Experimentellen Radio Weimar.
Das Hörspiel gehört zu den fünf nominierten Stücken zum Wettbewerb ARD Pinball 2017.
Mara May wurde 1989 in Frankfurt geboren. Sie studierte Kulturwissenschaften/Theater in Hildesheim. Danach arbeitete May am Institut für Musik und Akustik, ZKM Karlsruhe. Zur Zeit studiert sie am Experimentellen Radio (Bauhaus-Universität Weimar) und realisiert Hörspiele und Features.